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Doch die Not erhält ihn munter
Und des Geistes lautes Schrein.

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Seine Kammer schmückt er fein.

Frauenwurz wohl vier Gebunde,
Totenblume, Hundeszunge
Legt er zierlich in die Runde.

Männlein klein von Alraunwurzel,

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Ausgerupft im Galgengrunde

Von dem schwer verfluchten Hunde,
Setzt als Wächter er dabei.

Und ein Basiliskenei,
Kinderfinger, einzutunken,

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All dem König zum Genusse,

Muß bei diesem Mahle prunken.

Seinen Dolch befleckt mit Blute
Stößt er in die mitte Stube;
An dem Hefte der Karfunkel

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Soll des Mahles Fackel sein.


„Apo, Apo, laß mich ein!“
Rufet aus des Turmes Grunde
Samael, der Herr der Stunde,
Zwölfmal aus metallnem Munde.

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Apo blickt noch zu dem Buche,

Das ihm Moles aufgefunden:
„Wo verberg ich es jetzunder
Vor dem scharfen, hellen Geist?“

Von dem Pulte er es reißt,

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Und an einen Stab gebunden,

Steckt er es hinaus zum Turme
Durch der Kuppel offne Luke,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_316.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)