Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 289.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sei willkomm beim Hochzeitsfeste!
Sieh die rosige Aurore

355
Ihre gelben Locken mengen

Mit der Asche meiner Rosen!

Hoch ist dieses Fest geehret:
Gestern hab ich dich verloren,
Heute Nacht starb Rosarose,

360
Meine Rosen diesen Morgen!“


Und nun weint er bittre Tränen
Seinen sinnverwirrten Worten.
Rosablanka tief beweget
Spricht: „O Pietro, denke Gottes!

365
Pietro, du stehst ganz in Frevel,

Seine Hand von dir gezogen
Hat der Herr! O Pietro, bete,
Daß er dein nicht denk im Zorne!

Nie bin ich dir lieb gewesen,

370
Du hast gestern mich betrogen,

Denn ich sehe deine Seele
Tief in irdscher Not verworren.

Laß dem Feuer seine Rechte,
Das du gen dich aufgefordert;

375
Deine Seele zu erretten,

Folge mir zur Kirche Gottes!

Und erzähl mir auf dem Wege,
Was dir so den Sinn verworren!
Ich will liebreich mit dir reden,

380
Folge mir von diesem Orte!“


Pietro spricht: „O Gottes Engel,
Wie du mild bist in dem Zorne!“

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_289.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)