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Und sie will mich drum vermählen
Mit der Asche, ihrer Tochter.

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Sieh, schon kommen Hochzeitsgäste,

Die Gesellen ohne Sorgen,
Morgenwinde, lustig heben
Sie der grauen Braut die Locken!

Ach, ich lieb sie ohne Ende!

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Göttlich ist sie, hochgeboren,

Denn der herrlichste der Helden
Stahl das Feuer von der Sonne.

Meine Braut ist deine Schwester,
Du auch bist des Helden Tochter,

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Dem der Geier nagt am Herzen,

Weil das Feuer er gestohlen.

Von den Göttern hoch gesegnet
War die Mutter dir Pandore,
Alle Freuden, alle Wehen

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Sind aus ihr nächst dir geboren.


So ist aller Lust des Lebens
Buße zugeordnet worden;
Meine Braut, die Asche, schwebet,
Spielt die Flamme mit den Rosen.

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Ach, ich liebe sie ohn Ende,

Denn ich bin aus ihr geboren,
Und will wieder Asche werden,
Weil ich dich nicht hab erworben.

Wahrlich, sie ist deine Schwester,

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Denn die schöne, weiße Rose

Hat sie brennend nicht verzehret,
Weil sie hat für mich geworben.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_288.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)