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Als ich zu dir kam, da brennte
Über mir der Himmelsbogen,

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Es ist Feuer wohl gewesen

In der Gegend, in Bologne.

Vor Marien bin in Tränen
Betend ganz und gar zerflossen,
Gnädig ist sie mir gewesen,

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Und ich bin gestärket worden.“


Kosme sprach: „Des Arztes Wesen
Ist stets schecklicher geworden:
In der Seele mir zu lesen,
Hat er mir das Herz zerbrochen.

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Ach, er kennt mein ganzes Leben,

Und mit jedem harten Worte
Hat er, ihn auf mich zu werfen,
Von mir einen Berg gehoben.

Und so lieg ich ganz zerschmettert,

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Als sei ich gesteinigt worden;

Er hat mich mit einer Kette,
Die ich schmiedete, umzogen.

Aus dem Leibe nah dem Herzen
Meine Eingeweide zog er,

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Hat, mein Übel draus zu lesen,

Frech sie in die Luft geworfen.

Und ich sah es ohne Schmerzen.
Seit sie wieder eingeschlossen,
Wars, als seien tausend Zentner

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In der Seele Haus gezogen.


Boshaft sprach er: ,Du genesest,
Wenn auf Erden die drei Rosen

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_283.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)