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„Malst du an die Wand den Teufel,“
Apo zu dem Jüngling spricht,

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„Hält er dir auch ohne Zweifel

Zu der Malerei das Licht!“

Sprachs. Und plötzlich donnernd steiget
Um den Mond die Finsternis,
Und so weit der Himmel reichet,

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Hell ein Blitz die Nacht zerriß.


Und rings durch die Stadt verbreitet
Sich ein tosend Stahlgeklirr;
Näher, immer näher streitet
Her der Stimmen Kampfgewirr.

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Meliore bebt. Es schreiten

Tausend Bürger in den Ring,
Und mit Wut von allen Seiten
Hebet sich das Schwertgekling.

Und es sinket Reih auf Reihe

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Auf dem blutgen Mordgefild,

Daß von Wut- und Wehgeschreie
Laut ertost das Wolkenschild.

Weh! da stürzen auf die Streiter
Rings Bolognas Türme hin,

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Doch sie kämpfen immer weiter,

Nichts erschrecket ihren Grimm!

Zu den Füßen seinem Meister
Sinnlos hin Meliore sinkt,
Bis das Spiel der bösen Geister

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Dieser in den Abgrund winkt.


Und von Schrecken ganz gebleichet
Richtet auf der Jüngling sich:

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_254.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)