Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 164.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Du hast liebend mich gerettet
Aus des ewgen Todes Banden,

565
Und ich werde dir’s vergelten

Bald in übervollem Maße.

Laß die Sinne untergehen,
Liebe nicht, was irdisch schwanket;
Die du irdisch angesehen,

570
Wird dir göttlich liebend danken.


Hier auf dieser öden Stelle
Wird es einstens göttlich tagen.
Sieh, es haben schon die Sterne
Ihrem Strahl den Weg gebahnet.

575
Wenn hier an des Altars Schwelle

Eine Jungfrau wird entsagen,
Werd ich durch dich auferstehen
Aus der irdschen Leibesasche.

Und du wirst die Asche nehmen,

580
Streuen sie in deine Haare,

Weil die Schlange wird zertreten
Von des Weibes heilgem Samen.

Was in Träumen ich gesehen,
Hab ich alles dir gesaget;

585
Denn auch du bist ausersehen

Zu unendlich großen Gnaden.

Wir gehn auf demselben Wege;
Lasse uns im Geiste wallen,
Lasse uns nie Abschied nehmen,

590
Gehe hin in Gottes Namen!“


Da geendet sie die Rede,
Konnt er nicht den Blick ertragen;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_164.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)