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Adam Kadmon, zu bewundern
Gott die Engel aufgefordert.

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Luzifer ist aufgedrungen

Und hat da im ersten Stolze
Adam Kadmon ausgerufen,
Nicht als Bild, nein als den Gott selbst.

Denn als Gott sich ausfiguret

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In der Kraft des ewgen Wollens,

Wollte Luzifer naturet,
Über ihm als Herr nun thronen.

Aber aus dem Licht ins Dunkel
Ward er da hinabgestoßen;

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So entstand die Schwere unten,

So ward untre Welt geformet.

Die nun materialisch rundet
Als die Erde, Mond und Sonne,
Aber doch in ihrem Schwunge

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Ist der obern unterworfen.


Und so sind in Gott entsprungen,
Aber doch in ihrem Wollen
Widerstreitend scharf zwei Punkte:
Ewges Licht und ewges Dunkel.

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Wer nun in der Tiefe suchet,

Wo die starken Geister wohnen,
Der wird stark in ihrem Bunde;
Jeder ist dem Geist willkommen.

Selig aber sind die Dummen,

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Sie gehn auf im Schoße Gottes,

Wissen nicht das was sie tuen;
Hast du Lust dazu, Apone?

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_125.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)