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Brannt er bis zum letzten Funken,
Und es blieb auch nicht ein Knochen!

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Da ein Mönch geweihten Brunnen

Zu ihm sprengte ein’ge Tropfen,
Ward er Asche; in der Urne
Haben wir sie aufgehoben.

Herr verzeih, daß wir zur Stunde

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Uns hieher zu dir erhoben,

Denn wir kommen hoch verwundert
Zu dir, und entsetzt, erschrocken!“

Apo höret ihre Kunde,
Und ihm stocket fast der Odem;

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Ängstlich spricht er: „Deine Zunge,

Schüler, hat sie nicht gelogen?“

Alle sprechen in der Runde:
„Meister, es ist nicht gelogen,
Denn es sah’s die ganze Schule,

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Und es sahens alle Orden.


Und es schrieen alle: Wunder!
Die gelöschet in der Oper,
Da sie unsern teuern Bruder
Sahn zu Asche niederlodern!“ –

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„So enthüllet mir die Urne!“

Sprach Apone tief erschrocken,
„Daß ich Ehre an ihm tue,
Denn ich war ihm stets gewogen.

Längst wußt ich, daß dieser Stunden

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Große Nöten ihn bedrohten;

Seht: hier mit dem schwarzen Ruße
Stellt ich seine Horoskope.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)