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Ihre Messe, eh es taget;

Willst auch du hin beten kommen?

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Aber halte fest, du wankest!

Sieh, jetzt durch den Flechtenknoten
Steck ich meine Silbernadel,
Bleib der Geberin gewogen!“

Und Biondetta spricht: „Die Nadel

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Will ich heut ins Herz mir stoßen,

Wenn ich auf des Spieles Bahnen
Mich dem schönsten Tode opfre.

Wenn die Fluten des Gesanges
Weltlich alle sind zerronnen,

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Wenn die Schwingungen des Tanzes

Alle nieder sind gezogen.

Wenn die Saiten meiner Harfe
Weltlich alle sind gebrochen,
Denk ich deiner, Rosablanke,

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Dient die Nadel mir zum Dolche!


Und das Ringlein, das ich trage,
Das mit mir gefunden worden,
Nimm es hin zur Gegengabe!
Also bin ich dir gewogen!

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Aber wähl auch aus dem Schranke

Irgend ein Gewand dir, Holde!
Zur Erinnrung dieses Tages
Zeige es dem Vater Kosme.

Morgen will ich nach Sankt Claren

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Zu der Totenmesse kommen,

Und dann dir zum Rosengarten
Deines ernsten Vaters folgen.“

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)