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τὸν ἄγγελόν μου. „Meinen Engel“. Es ist nicht etwa hier Johannes gemeint, und mit „Bote“ zu übersetzen (B. Weiß), da dies dem Sprachgebrauch der Apk widerspricht. Von einem Engel (vgl. 1,1) redet der Seher unter dem Eindruck der letzten Visionen. μαρτυρῆσαι ὑμῖν (vielleicht auf die Propheten zu beziehen) ταῦτα ἐπὶ[1] (S. 166) ταῖς ἐκκλησίαις. ἐγώ εἰμι ἡ ῥίζα (5,5, der Wurzelsproß) καὶ τὸ γένος (d. h. hier so viel wie „vom Geschlecht“) Δαυείδ (zum Fehlen des Artikels S. 173) ὁ ἀστὴρ ὁ λαμπρὸς ὁ πρωϊνός. Vgl. 2,28. Hier ist der Messias selbst der Morgenstern, der dort den Gläubigen verheißen wird. Jes 11,10; 14,12? Num 24,17; Test. Lev. 18; Jud 24 (Sp.). Weshalb aber der Messias und noch dazu unter deutlicher Beziehung (vgl. die Prädikate λαμπρός πρώϊνος) auf Jes 14,12, wo überdies vom gefallenen Morgenstern (dem Urmenschen?) geredet ist, hier Morgenstern genannt wird, bleibt völlig unerklärbar. Der ganze Vers ist ein mächtiger Abschluß. Mit teilweise geheimnisvollen, feierlich altertümlichen Wendungen (die Wurzel und das Geschlecht Davids) führt sich Jesus hier noch einmal ein. Er selbst war es, der seinen Engel sandte und seinen Gemeinden gilt das Zeugnis. Im feierlichsten Stil folgt der an diese feierliche Versicherung sich anlehnende Ruf des Geistes und der Braut:

22,17. καὶ τὸ πνεῦμα καὶ ἡ νύμφη λέγουσιν· ἔρχου. Der Geist ist der (eine) in den Propheten redende Geist, die Braut auch hier das himmlische Jerusalem, als Person gedacht. Welch eine merkwürdige Dreiheit — an gnostische Spekulationen erinnernd —: Christus, der Geist, die Braut. καὶ ὁ ἀκούων εἰπάτω· ἔρχου. καὶ ὁ διψῶν ἐρχέσθω[2], ὁ θέλων λαβέτω ὕδωρ ζωῆς δωρεάν. 21,6; Jes 55,1. Die Worte sind im Tone höchster ekstatischer Begeisterung gesprochen. Zugleich sind sie auf die Wirkung bei der gottesdienstlichen Vorlesung berechnet. Die Gemeinde wird geradezu aufgefordert, in den Refrain (ἔρχου) mit einzustimmen.

22,18-19. Die Kanonisierungsformel. 22,18. μαρτυρῶ ἐγὼ παντὶ τῷ ἀκούοντι τοὺς λόγους τῆς προφητείας τοῦ βιβλίου τούτου V. 7.10. Wieder wendet sich der Seher wie am Anfang an sämtliche Hörer bei der kirchlichen Verlesung. ἐάν τις ἐπιθῇ ἐπ’ αὐτά, ἐπιθήσει [ἐπ’ αὐτὸν][3] ὁ θεὸς τὰς πληγὰς τὰς γεγραμμένας ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ. 22,19. καὶ ἐάν τις ἀφέλῃ ἀπὸ τῶν λόγων τοῦ βιβλίου τῆς προφητείας ταύτης, ἀφελεῖ ὁ θεὸς τὸ μέρος αὐτοῦ ἀπὸ τοῦ ξύλου τῆς ζωῆς καὶ ἐκ[4] τῆς πόλεως τῆς ἁγίας (22,14) τῶν γεγραμμένων ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ. 21,9ff.; 22,1f. Bereits Dt 4,2 heißt es: οὐ προσθήσεσθε πρὸς τὸ ῥῆμα, ὃ ἐγὼ ἐντέλλομαι ὑμῖν, καὶ οὐκ ἀφελεῖτε ἀπ’ αὐτοῦ (vgl. 13,1). Der Satz ist im späteren Judentum die übliche Kanonisierungsformel der heiligen Schriften geworden. Besonders bedeutsam ist hier die Stelle Ps Aristeas § 311. Da heißt es beim Abschluß der Erzählung von der Übersetzung der griechischen Bibel: „Und nachdem alle den Worten beigestimmt hatten, befahl er nach


  1. εν A An.²(⁴) vg. sa.?; > An.¹ a Pr.
  2. + και 33. 46 cle. fu. lips.⁴ s¹² a Pr.
  3. An.²³⁴ s¹ Tic.; ο θεος επ’ αυτον Q Rel. vg. Pr.; A > επ’ αυτον.
  4. > εκ A 38 c.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S459.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)