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s. die Ausführungen zu 11,1. Hier bedeutet das Messen, daß dem Seher die Maße der Stadt gezeigt werden sollen, vgl. Ez. 42,16; Hen 61,1ff. 21,16. καὶ ἡ πόλις τετράγωνος κεῖται. Die Stadt liegt viereckig da. καὶ τὸ μῆκος αὐτῆς, ὅσον [καὶ][1] τὸ πλάτος. καὶ ἐμέτρησεν τὴν πόλιν[2] τῷ καλάμῳ ἐπὶ σταδίους[3] (Winer §49, I S. 381) δώδεκα χιλιάδων. Wenn nicht ἐπὶ σταδίων zu lesen ist, so liegt hier wieder ein unmotivierter Wechsel des Casus vor. Es fragt sich, ob mit der Zahl von 12000 Stadien der Gesamtumfang der Stadt oder ihre Ausdehnung nach jeder Richtung hin bezeichnet ist. Das letztere ist das wahrscheinliche. τὸ μῆκος καὶ τὸ πλάτος καὶ τὸ ὕψος αὐτῆς ἴσα ἐστίν. Die Stadt hat also die Gestalt eines Kubus, dessen jede Seite eine Länge von 12000 Stadien hat. 12000 Stadien sind etwa gleich 300 deutschen Meilen. Eine phantastische Vorstellung, die kaum daher zu erklären ist, daß das Allerheiligste im Tempel kubusartig gebaut war. Ez (45,2); 48,16.20 ist nun von der quadratartigen Form Neujerusalems die Rede. Eine gewisse Parallele liegt dagegen Sib. V 251f. vor, wo es von den Mauern Jerusalems heißt, daß sie von Jerusalem nach Joppe und bis an die dunklen Wolken reichen (vgl. auch V 424f.). Nach Baba bathra 75b soll das neue Jerusalem ebenso hoch, wie lang und breit sein und zwar drei Meilen hoch. Hier findet sich in der Tat die ungeheuerliche Vorstellung der kubusartigen Stadt wieder. — Die Vorstellung wird aber verständlich, wenn angenommen werden darf, daß das neue Jerusalem ursprünglich die am Himmel sich ausdehnende Sternenstadt ist, die ebenso lang und breit, wie hoch ist. 21,17. καὶ ἐμέτρησεν τὸ τεῖχος αὐτῆς· ἑκατὸν τεσσεράκοντα τεσσάρων πηχῶν, μέτρον ἀνθρώπου, ὅ ἐστιν ἀγγέλου. Da mit dem letzten Satz nur gesagt sein kann, daß das menschliche Maß auch das im Himmel (bei den Engeln) geltende ist[4], so beträgt die Höhe der Mauer wirklich 144 Ellen = 70 Meter (Hltzm.) und nicht mehr. Neben der Stadt von 300 Meilen Höhe ist die Mauer von 144 Ellen unendlich winzig. Aber auch hier erklärt sich das wunderliche Bild aus der zu Grunde liegenden vom Apok. kaum mehr verstandenen naturhaften Vorstellung. Nach naiver Anschauung, die hier noch hervortritt, ruht das Himmelsgewölbe, da wo Erde und Himmel sich berühren, auf einer schmalen Rampe. Das wäre dann die winzige Mauer der ungeheuren Stadt. Wenn der Apok. freilich vorher die Mauer μέγα und ὑψηλόν nennt und sie mit dem Tierkreis und seinen zwölf Toren zusammenbringt, so zeigt sich, daß er nur noch disjecta membra der ursprünglichen Vorstellungen besitzt. — 21,18. καὶ ἦν[5] ἡ ἐνδώμησις τοῦ τείχους αὐτῆς ἴασπις, καὶ ἡ πόλις χρυσίον καθαρὸν ὅμοιον ὑάλῳ καθαρῷ. Der Unterbau der Mauern über den Grundsteinen besteht aus Jaspis. Die Stadt selbst aber ist von reinen glasähnlichem


  1. + και A 40 vg. c s² a ae Pr.
  2. εν fügen hinzu P An.¹²(⁴), gerade die Klasse, welche sonst oft εν fortläßt (Studien 27).
  3. σταδιων ℵP An.¹².
  4. Unmöglich ist die Deutung Sp.s: menschliches Maß, welches ein Engel gebraucht, also in Wirklichkeit viel größer.
  5. > ην ℵcAP g s¹² a (ℵ > η); Schreibfehler.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S448.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)