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Antitypus des ἀρνίον ὡς ἐσφαγμένον. Der Apok. setzt also diese Volkserwartung vom wiederauflebenden Nero in ihrer jüngsten Gestalt voraus. Wie er sie sich dann seinerseits im einzelnen gedeutet, das kann uns erst die Erklärung von Kap. 17 zeigen. Zum Bilde des römischen Imperiums mit seinen sieben Häuptern und zehn Hörnern gehört für den Apok. vor allem also der Zug, daß einer von den Cäsaren hingemordet, aber wunderbar wieder zum Leben erwacht ist.

καὶ ἐθαυμάσθη[1] ὅλη ἡ γῆ ὀπίσω (Apg 5,37; 20,30) τοῦ θηρίου. Apk 17,6f.8. Gunkel 358 nimmt an der Konstruktion θαυμάζειν ὀπίσω Anstoß, retrovertiert: ותתמה מאחרי החיה, und konjiziert מאחרית: die ganze Welt entsetzte sich über das schließliche Geschick des Tieres (nämlich darüber, daß es am Leben blieb). Wenn ein solcher Versuch Wert haben soll, müßte schon zunächst die Annahme einer hebräischen Grundlage der Apk mit zwingenderen Gründen erwiesen werden. Die staunende Bewunderung der ganzen Erde bezieht sich vor allem auf die wunderbare Wiederkunft des Nero redivivus, dann auch auf die μεγάλη ἐξουσία des Tieres. Auch hier tritt der Zukunftscharakter der Weissagung deutlich hervor.

13,4. καὶ προσεκύνησαν (s. o. S. 163) τῷ δράκοντι, ὅτι[2] ἔδωκεν τὴν ἐξουσίαν τῷ θηρίῳ. Vom Drachen stammt überhaupt die Macht des römischen Reiches. Insbesondre aber wird der Drache wohl hier als der, welcher den Nero redivivus gesandt, die Todeswunde des Hauptes geheilt und die Macht des Tieres wiederhergestellt hat, gedacht. καὶ προσεκύνησαν τὸ θηρίον[3] λέγοντες· τίς ὅμοιος τῷ θηρίῳ; Exod 15,11: τίς ὅμοιός σοι ἐν θεοῖς, κύριε, τίς ὅμοιός σοι; es liegt wohl eine absichtliche Nachahmung jenes an Gott gerichteten Lobgesanges vor. In diesem Verse schlägt nun der Apok. zum ersten Mal den Ton an, der das ganze Folgende beherrscht. In absichtsvollem Refrain kehrt das Stichwort schon hier zweimal wieder: „Und sie beteten den Drachen an“ „Und sie beteten das Tier an“. Die Anbetung des Tieres ist das große Thema, dessenwegen er ja eigentlich sein ganzes Werk geschrieben. Hier findet er die Signatur seiner Zeit, hier den Hauptgegenstand des Kampfes zwischen dem römischen Reich und dem Christentum. Bemerkenswert ist dabei, daß er die Fiktion eines geschauten Gesichtes festhaltend die ganze Schilderung im Präteritum gibt. Er sieht das Ganze greifbar lebendig vor sich, ja indem er sich an das Ende der Zeiten versetzt, erzählt er die Not der letzten Zeit bereits als etwas Vergangenes. Er kann das um so eher, als tatsächlich, was er hier schildert, die anbetende Huldigung der ganzen Welt gegenüber dem Tier, für ihn schon gegenwärtig ist. Was schon jetzt auf dem ganzen Erdenrund sich zuträgt, das wird beim Erscheinen des Nero redivivus nur in erhöhtem Maß geschehen. καὶ[4] τίς


  1. εθαυμασθη A. An. (C εθαυμαστωθη), demgemäß liest An. εθαυμασθη εν ολη τη γη (s. o. S. 162), d. übr. εθαυμασεν.
  2. ος εδωκεν g cle. tol. lips.⁴⁶ a; τω δεδωκοτι Q Rel.
  3. το θηριον nur A 79, d. übr. τω θηριω; doch entspricht der Akkus. dem Sprachgebrauch der Apk s. o. S. 163.
  4. Min. (mit Ausnahme von An. 14. 82. 95) >.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S362.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)