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θλῖψις. Der Plural des Verbums ist eine Unregelmäßigkeit, die sich auch durch den Hinweis darauf, daß das Verbum voransteht, nicht rechtfertigen läßt. Auch die von Winer § 58 4. A. beigebrachten Beispiele decken sie nicht. Nach B. Weiß schwebten die αὐαί dem Verfasser als Neutra vor; wenn er sie nur nicht ausdrücklich als Feminina behandelte!


9,13-21. Sechste Posaune.

9,13. καὶ ὁ ἕκτος ἄγγελος ἐσάλπισεν, καὶ ἤκουσα φωνὴν μίαν (8,13 s.o.S. 165) ἐκ τῶν τεσσάρων[1] κεράτων τοῦ θυσιαστηρίου τοῦ χρυσοῦ τοῦ ἐνώπιον τοῦ θεοῦ (vgl. 8,3). μίαν ist nicht im Gegensatz zu den vielen Stimmen unter dem Altar 6,9ff. zu verstehen, auch nicht im Gegensatz zu den vier Hörnern, sondern einfach als unbestimmter Artikel[2]. An die Märtyrer 6,9ff. ist überhaupt nicht zu denken, da hier nicht der Brandopferaltar, sondern der goldne Räucheraltar gemeint ist. Auch ist schwerlich anzunehmen, daß die Stimme von Gott ausgeht. Jedenfalls ist diese Annahme in der Parallelstelle 16,7 ausgeschlossen. Es ist der Altar selbst, der hier redend gedacht wird. Die Stimme geht von den vier Ecken — man sollte hier eher ἀπό als ἐκ erwarten — des goldenen Rauchopferaltars aus, vor dem die Gebete der Heiligen dargebracht waren. So erscheint denn die sechste Plage als die eigentliche Antwort auf die 8,3ff. dargebrachte Bitte; es ist die eigentliche Hauptplage, während die übrigen Plagen nur ein Vorspiel zu dieser sind.

9,14. λέγοντα[3] τῷ ἕκτῳ ἀγγέλῳ ὁ ἔχων (2,20 s.o.S. 160) τὴν σάλπιγγα (es ist bemerkenswert, daß der sechste Engel, noch außerdem daß er bläst, in die Handlung eingreift. Sp. streicht τῷ ἕκτῳ bis σάλπιγγα, aber ohne ersichtlichen Grund)· λῦσον τοὺς τέσσαρας ἀγγέλους τοὺς δεδεμένους ἐπὶ τῷ ποταμῷ (über ἐπὶ c. Dat. s. o. S. 166) τῷ μεγάλῳ Εὐφράτῃ. Vgl. Gen. 15,18; Dt. 1,7; Jos 1,4. Der bestimmte Artikel „die“ vier Engel ist beachtenswert. Aber er beweist nicht von vornherein, daß diese vier Engel mit den 7,1 erwähnten identisch sind[4], sondern läßt sich vielmehr auch aus der Annahme erklären, daß dem Apok. solche am Euphrat gebundenen Engel schon in der Tradition bekannt waren. Die Vierzahl der Engel entspricht jedenfalls den vier Teilen des von ihnen angeführten Heeres.

9,15. καὶ ἐλύθησαν οἱ τέσσαρες ἄγγελοι οἱ ἡτοιμασμένοι εἰς τὴν (zum Gebrauch des Artikels s. o. S. 175. Es soll durch die einmalige Setzung angedeutet werden, daß das ganze Folgende ein zusammengehöriger Begriff ist [vgl. 5,12].) ὥραν καὶ ἡμέραν[5] καὶ μῆνα καὶ ἐνιαυτόν, ἵνα ἀποκτείνωσιν τὸ τρίτον τῶν ἀνθρώπων. Den Engeln ist Tag und Stunde ihres Wirkens von Gott auf das genaueste nach jüdisch-apokalyptischer Anschauung vorweg bestimmt. Weshalb die Engel gebunden sind, und


  1. c A An.² g am. fu. harl. lips.⁵ tol. c s¹²; > τεσσαρων (τεσσαρων fiel vor κερατων leicht aus).
  2. Hirscht vergleicht εἷς ἅγιος Da (Theod.) 8,13 und cod. A I Sam 1,1.
  3. A, die andern Zeugen korrigieren in λεγοντος – λεγουσαν.
  4. Jene vier Engel hatten ja einen ganz andern Standort und sind nicht gebunden.
  5. και ημεραν AP 6. 17. 18. 26. 33. 35. 36. 37. 40. 41. 42. 80. 81. 161 g vg. Pr. Tic.; και την ημεραν 10. 28. 38. 49. 91. 96; και εις την ημεραν Q Rel; ℵ 1 >.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S302.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)