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ἀνθρώπου[1] καὶ τὸ τέταρτον ζῶον[2] ὅμοιον ἀετῷ πετομένῳ. Bei Ez (1,10; 10,14) ist jedes der Vier ζῶα als eine vierköpfige Gestalt gedacht, hier liegt die einfachere und ruhigere Vorstellung vor. Die Reihenfolge der Köpfe ist dort ἄνθρωπος, λέων, μόσχος, ἀετός[3]. — μόσχος ist (vgl. Ex 21,37 (LXX 22,1); Lev 22,23; Ez 1,10) Übersetzung für שׁוׂר, Ex 29,10 פָּר, Ex 32,4 עֵגֶל, Gen 12,16 בֺּקֺר, demgemäß nicht immer mit Kalb, hier jedenfalls mit Rind (Ochse) zu übersetzen. Ob das dritte Tier auch sonst Menschengestalt hat, ist mit Sicherheit nicht zu sagen, das vierte scheint fliegend gedacht zu sein. 4,8. καὶ τὰ[4] τέσσαρα ζῶα ἓν καθ’ ἓν [αὐτῶν][5] ἔχων[6] (eine kühne constructio ad sensum) ἀνὰ πτέρυγας ἕξ(Joh 2,6). Hier liegt eine Kombination der Gestalten des Ezechiel mit den Seraphen des Jesaias (6,2) vor. κυκλόθεν καὶ ἔσωθεν γέμουσιν ὀφθαλμῶν. Da wir das vorhergehende ἔχων kaum dem sonstigen Sprachgebrauch der Apk nach als wirkliches Partizip nehmen können, sondern als verbum finitum mit fehlender Kopula auffassen müssen, so haben wir hier ein störendes Asyndeton. Außerdem ist κυκλόθεν und ἔσωθεν ein sehr wenig passender Gegensatz. (Gewöhnlich erklärt man ringsum und auf der Innenseite der Flügel.) Beachtenswert bleibt daher, daß Pr. übersetzt: habebant singula alas senas per circuitum. et erant plena oculis ante se et retro (ebenso Vict.: habentes alas senas in circuitu et oculos intus et foris)[7], also den griechischen Text κυκλόθεν καὶ ἔξωθεν καὶ ἔσωθεν voraussetzt, der sich bei Q 12 al.² in der Tat findet, während 14. 92 κυκλόθεν, ἔξωθεν καὶ ἔσωθεν lesen, einige andre Minuskeln statt ἔσωθεν wenigstens ἔξωθεν haben. Bedenkt man, wie leicht ein καὶ ἔξωθεν vor καὶ ἔσωθεν ausfallen konnte, so ist der letzteren Lesart entschieden der Vorzug zu geben und also zu übersetzen: Sie hatten je sechs Flügel ringsum, und von Augen sind sie voll außen und innen. Diese letztere Bemerkung ist nun im Vergleich mit V. 6 keine einfache Wiederholung, sondern es wird besonders bemerkt, daß diese flügelbedeckten Wesen an den Außenseiten und auch unter den Flügeln Augen hatten (vgl. Ez 10,12). καὶ ἀνάπαυσιν οὐκ ἔχουσιν[8] ἡμέρας καὶ νυκτὸς λέγοντες. Vgl. I Hen 71,6f.: „Und rings umher waren Seraphim,


  1. A 11. 13. 36 vg. s¹ Pr. (faciem quasi humanam); An. c s² Tic. ως ανθρωπος; Q Rel. ανθρωπου, ein doppelter Korrekturversuch (Studien S. 3); ℵ ως ομοιον ανθρωπου, 35 ομοιον ανθρωπου, Vict. Faciem similem homini, g animal simile homini.
  2. AP An.¹³⁵ g vg. s¹² c Pr.; die übrigen >.
  3. An diese Ordnung scheint sich zunächst die Deutung der ζῶα auf die vier Evangelisten angelehnt zu haben. Daß Markus und Johannes bald, den Löwen und bald den Adler bekommen, beruht auf der verschiedenen Anordnung der Evangelien Mt. Mk. Lk. Joh oder Mt. Joh. Lk. Mk; wenn dagegen Augustin Mt den Löwen zuwies, so mag er sich an die Reihenfolge der Apk gehalten haben.
  4. > Q Min. (Schreibfehler).
  5. AP An. a; αυτων Q Rel. Pr.; εν εκαστον αυτων ℵ 38. (c g vg Tic. singula eorum).
  6. A An.¹⁵ al.; εχον Q Rel.; ειχον ℵ g vg. sa. Pr.; εχοντα c 38. 50; sämtlich Verbesserungsversuche, von denen ειχον auf Grund von εχον entstanden ist.
  7. Auch Tic. scheint ebenso gelesen zu haben. In den Homilien findet sich das Zitat: habebant alas senas per circuitum.
  8. εξοσαν ℵ g vg.cod. Vict. Tic. Pr.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S250.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)