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jeglicher göttlichen Offenbarung, er wird hier mit besonderem Nachdruck wegen des folgenden warnenden Zeugnisses wider den sittlichen Zustand der Gemeinde so genannt (Sp.). ἡ ἀρχὴ τῆς κτίσεως τοῦ θεοῦ. Prv 8,22: κύριος ἔκτισέν με ἀρχὴν ὁδῶν αὐτοῦ εἰς ἔργα αὐτοῦ (Sap. Sal 6,22; 9,2; Sir 24,9.(14). Vlt.). Kol 1,15ff. Es ist immerhin bemerkenswert, daß gerade hier im Brief an die Laodicener sich, wie es scheint, eine Berührung mit dem Kolosserbrief findet. ἀρχή kann entweder Anfang d. h. Erstlingswerk (vgl. Gen 49,3; Dt 21,17) der Schöpfung Gottes (Ew., Züll., Hltzm.?) oder Prinzip (Urgrund) derselben (so die meisten Ausleger) bedeuten. Wie es der Apok. hier meint, kann nicht entschieden werden. Über die hier vorliegende fortgeschrittene Christologie s. u.

3,15. οἶδά σου τὰ ἔργα, ὅτι οὔτε ψυχρὸς εἶ οὔτε ζεστός. ὄφελον (vgl. Winer 41,5 A. 2) ψυχρὸς ἦς ἢ ζεστός. Eines der großen Worte der Apk von klassischem Gepräge und packender psychologischer Wahrheit. Gänzliche Erkaltung und völliger Abfall ist immer noch besser, als ein laues lügnerisches Scheinwesen. Denn in jenem ist wenigstens Wahrheit, dieses aber ist ungenießbar wie laues Wasser. Daher heißt es dem Bilde entsprechend weiter 3,16: οὕτως ὅτι[1] χλιαρὸς εἶ [καὶ οὔτε[2] ζεστὸς οὔτε ψυχρὸς[3]], μέλλω σε ἐμέσαι[4] ἐκ τοῦ στόματός μου. Die Strafe steht nahe bevor; doch denkt der Apokalyptiker wohl nicht an ein spezielles Gericht über diese Gemeinde, sondern an das Schicksal der Gemeinde im Endgericht.

3,17. ὅτι (der Hauptsatz folgt in V. 18) λέγεις, [ὅτι[5]] πλούσιός εἰμι καὶ πεπλούτηκα. „Ich bin reich und habe mich bereichert“. Der umständliche Ausdruck ist wohl durch einen Einfluß von Hos 12,8 (καὶ εἶπεν Ἐφραίμ· πλὴν πεπλούτηκα, εὕρηκα ἀναψυχὴν ἐμαυτῷ. Vgl. Sach 11,5: εὐλογητὸς κύριος καὶ πεπλουτήκαμεν) zu erklären.καὶ οὐδὲν (AC 12. 81; die übrigen οὐδενός) χρείαν ἔχω. Wegen der in V. 17 folgenden bildlichen Redeweise muß übrigens auch dieser ganze Satz bildlich verstanden werden. Nach ihrer eignen Überzeugung ist die Gemeinde reich ein ihrem innern geistigen Leben und bedarf keiner weiteren Förderung. (I Kor 4,8.) Auf den äußern Wohlstand und Reichtum der Gemeinde ist das Wort nicht zu beziehen. Sonst läge es allerdings nahe, dies Wort mit dem oben zitierten Bericht des Tacitus in Verbindung zu bringen und auf das rasche Aufblühen von Laodicea nach dem zerstörenden Erdbeben (vgl. das πεπλούτηκα und οὐδὲν χρείαν ἔχω) von 60/61 zu beziehen (Hltzm.). Dagegen ist aber auch noch daran zu erinnern, daß hier ja nicht die Stadt Laodicea, sondern die christliche Gemeinde in Laodicea angeredet ist. Gegenüber der unwahren


  1. > ουτως οτι a s¹ (dafür και); > ουτως 36 sa.; sed quia (quoniam) g vg. Pr.
  2. ου Min.³⁰ (nicht An.) s¹².
  3. ουτε ψυχρος ουτε ζεστος AP 17 vg. ist wohl Konformation nach V. 15; bemerkenswert ist, daß 10 g m harl. ae. Pr. Ambros. Haym. και ουτε ζεστος ουτε ψυχρος auslassen. Die Diktion würde sehr gewinnen, wenn man den ganz überflüssigen und matten Passus striche.
  4. ℵ εμειν s. o. S. 169.
  5. AC An.¹²⁴ 6. 31. 40. 48. 95 g vg. s¹² (Pr. fehlt); alle übrigen >. Das ὅτι konnte leicht als überflüssig weggelassen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S231.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)