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das „Kommen und Anbeten der Juden“ in V. 9 auffaßt (s. u.). — Ein zwingender Grund endlich, die Worte ἰδοὺ - κλεῖσαι αὐτήν mit Sp. an das Ende von V. 8 (hinter τὸ ὄνομά μου) zu stellen, ist nicht vorhanden. Eher könnte man überlegen, wenn man die sprunghafte Darstellung im Anfang des Sendschreibens bessern möchte, ob nicht das οἶδά σου τὰ ἔργα mit Primasius (s. o.) zu streichen sei. ὅτι μικρὰν ἔχεις δύναμιν καὶ ἐτήρησάς μου τὸν λόγον καὶ οὐκ ἠρνήσω τὸ ὄνομά μου. 2,13. Von der „geringen Macht“ der Gemeinde ist jedenfalls mit Bezug auf ihre äußeren Verhältnisse die Rede, wahrscheinlich in Hinblick auf die Verfolgung von Seiten einer reichen und mächtigen Judengenossenschaft. Die Gemeinde hat eine Zeit der akuten Not und Verfolgung hinter sich. Das ἐτήρησας und οὐκ ἠρνήσω ist schon wegen des Tempus nicht ganz allgemein zu nehmen. Als Anstifter der Verfolgung sind eben wahrscheinlich die Juden gedacht. Unter diesen Umständen gewinnt die Verheißung an Prägnanz. Gerade die einstigen Verfolger der Gemeinde sollen sich in Zukunft vor ihr beugen.

3,9. ἰδοὺ διδῶ (δίδωμι)[1] (S. 163) ἐκ (S. 166) τῆς συναγωγῆς τοῦ σατανᾶ[2], τῶν λεγόντων (Apposition zu τῆς συναγωγῆς) ἑαυτοὺς Ἰουδαίους εἶναι (latinisierender Akk. mit Inf. 2,9. Blaß 233), καὶ οὐκ εἰσὶν ἀλλὰ ψεύδονται. Die Verhältnisse liegen hier genau so wie in Smyrna (vgl. das zu 2,9 Gesagte). Auch hier sind wirklich Juden gemeint, denen der Verfasser, ein Judenchrist, den Ehrentitel „Juden“ abspricht. Der harte Ausdruck „Synagoge des Satans“ erklärt sich wohl daraus, daß von dieser Seite die Verfolgungen der Christen in Philadelphia ausgegangen sind (vgl. oben die in den Ignatianen vorausgesetzten Verhältnisse). ἰδοὺ ποιήσω αὐτοὺς (erklärende Wiederaufnahme des ἰδοὺ διδῶ unter Vorwegnahme des Subj. des abhängigen Satzes als Objekt in den regierenden Satz. B. Weiß vergleicht Joh 4,35; 5,42; 8,54; 9,19) ἵνα ἥξουσιν[3] καὶ προσκυνήσουσιν[4] (der Ind. Fut. nach ποιεῖν ἵνα ist in der Apk das gebräuchliche s. Abschnitt VII S. 171) ἐνώπιον τῶν ποδῶν σου. Es geht doch kaum an, den Ausdruck auf eine wirksame Mission unter den Juden und auf das demütige Kommen derselben zum Evangelium (Dstd., Hltzm.) zu beziehen. Hltzm. zieht Jes. 45,14 (διαβήσονται πρός σε καὶ προσκυνήσουσί σοι καὶ ἐν σοὶ προσεύξονται) heran. Aber gerade diese Parallele beweist, daß es sich hier um eine eschatologische Weissagung handelt. Wie den Treuen der Gemeinde in Thyatira Herrschaft über die Heiden verheißen wird, so sollen zu der Gemeinde von Smyrna in ihrer künftigen Herrlichkeitsstellung die Juden als Untergebene in Furcht und Zittern (mit dem bei Orientalen üblichen Gruß) kommen, vgl. Jes 60,24: καὶ πορεύσονται πρός σε δεδοικότες υἱοὶ ταπεινωσάντων σε. Echte jüdische Eschatologie und realistische Zukunftsvorstellung beherrschen noch die Sendschreiben. Demgemäß ist auch die zu öffnende Tür auf den Eingang der Gemeinde zur messianischen Herrlichkeit zu beziehen.


  1. ℵ δεδωκα; δωσω g vg. c ae. Pr.
  2. + εκ s¹ Pr.
  3. ACP Min.; Q Rel. ...ωσιν.
  4. ACP Min.; Q Rel. ...ωσιν.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S227.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)