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auf Leiden oder auf Gesetzeslasten beziehen. Ersteres ist jedoch ausgeschlossen, da der Ausdruck im folgenden Vers κρατῆσαι nur auf das Festhalten an gesetzlichen Bestimmungen gedeutet werden kann. Es liegt daher hier aller Wahrscheinlichkeit nach eine Beziehung auf Akt 15,28 (μηδὲν πλέον ἐπιτίθεσθαι ὑμῖν βάρος) vor. Den Gliedern der Gemeinde, welche sich von dem Libertinismus der Nicolaiten zurückgehalten haben, wird gesagt, daß sie außer den im Apostelkonzil auferlegten Lasten, dem Verbot des πορνεύειν und des ἐιδωλόθυτα φαγεῖν etc., keine andren mehr tragen sollen. 2,25. πλὴν ὃ ἔχετε κρατήσετε, ἄχρι οὗ ἂν ἥξω[1]. Wegen des feststehenden Sprachgebrauchs der Apk muß ἥξω als Konjunktiv von einem ungewöhnlichen ἥξα aufgefaßt werden.

2,26. καὶ ὁ νικῶν καὶ ὁ τηρῶν (1,8) ἄχρι τέλους τὰ ἔργα μου, (der Sieg besteht in dem Festhalten an den Werken, das hier mit Beziehung auf den vorhergegangenen Vers betont wird) δώσω αὐτῷ (diese starke Anomalie kommt hier zum ersten Mal in den Briefschlüssen vor) ἐξουσίαν ἐπὶ τῶν ἐθνῶν. Ps 2,8: δώσω σοι ἔθνη τὴν κληρονομίαν σου. Zum ersten Mal ist in diesem Schluß die Verheißung der mahnenden Warnung an alle Kirchen vorangestellt[2]. Auch hier scheint der Apokalyptiker kunstvoll die Briefe in 3 + 4 einzuteilen. Die Verheißung zeigt nun in diesem Sendschreiben eine besonders leidenschaftliche und jüdisch-apokalyptische Stimmung, welche man nicht umdeuten und spiritualisieren darf. Die Macht über die Heiden ist entweder ganz einfach auf die triumphierende Herrschaft der Gläubigen in der neuen Zeit oder auf die Machtstellung derselben im Gericht (Mt 19,28; I Kor 6,3; Apk 20,4) zu beziehen. 2,27. καὶ ποιμανεῖ αὐτοὺς (sc. τὰ ἔθνη constructio ad sensum) ἐν ῥάβδῳ σιδηρᾷ (Ps 2,9 in der Übersetzung der LXX mit dem bekannten Fehler תּׅרְעֵם statt תְּרׂעֵם), ὡς τὰ σκεύη τὰ κεραμικὰ συντρίβεται[3]. LXX ὡς σκεῦος κεραμέως συντρίψεις αὐτούς; Apk 12,5; 19,15; zu übersetzen, „wie man Töpfergeschirr zerbricht“ (Hltzm.). 2,28. ὡς κἀγὼ εἴληφα παρὰ τοῦ πατρός μου. καὶ δώσω αὐτῷ τὸν ἀστέρα τὸν πρώϊνον. In dem vorliegenden Sendschreiben allein findet sich eine doppelte Verheißung. — Die Wendung selbst spottet bis jetzt jeder Erklärung. Mit Beziehung auf Jes 14,12 fanden Andreas, Arethas hier den Satan. Verkehrt ist es jedenfalls, mit den meisten nach Apk 22,16 an Christus selbst zu denken, da diese Deutung im vorliegenden Zusammenhang sinnlos ist[4]. Dstd., Hltzm. u. a. denken unter Berufung auf Dan 12,3; Mt 13,43; I Kor 15,40ff. an die himmlische Herrlichkeit der


  1. Die Lesart ανοιξω Q Rel. beruht offenbar auf einem Gehörfehler.
  2. Es ist immerhin bemerkenswert, daß diese hier wie 3,6.13 (nicht 3,22) bei Pr. ausgefallen ist.
  3. Die Lesart συντριβησεται (alle gegen ℵAC An.¹ s¹[?]) ist jedenfalls mechanische Konformation nach dem vorhergehenden ποιμανει. — Pr. hat: sicut vas figuli confringentur, scheint also gelesen zu haben: ὡς τὰ σκεύη ... συντριβήσονται sc. τὰ ἔθνη. (Ähnlich: Tic.: ut vas figuli comminuentur).
  4. Es wäre das nur möglich, wenn in dem πνεῦμα, das zu den Gemeinden redet, Gott als Subjekt gedacht würde.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S221.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)