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1,20. τὸ μυστήριον τῶν ἑπτὰ ἀστέρων, οὓς[1] εἶδες ἐπὶ[2] τῆς δεξιᾶς μου, καὶ τὰς ἑπτὰ λυχνίας τὰς χρυσᾶς – οἱ ἑπτὰ ἀστέρες ἄγγελοι τῶν ἑπτὰ ἐκκλησιῶν εἰσιν[3], καὶ αἱ λυχνίαι αἱ ἑπτὰ[4] ἑπτὰ ἐκκλησίαι εἰσίν. Es liegt hier ein Anakoluth vor, das etwa aufzulösen ist: Das Geheimnis der sieben Sterne und die sieben Leuchter anlangend, so sind etc. Dagegen ist kaum τὸ μυστήριον als weiteres Objekt zu dem doch vollständig abgeschlossenen V. 19 zu ziehen. τὰς ἑπτὰ λυχνίας schließt sich außerdem ganz irregulär an den Akkus. in dem vorausgegangenen Relativsatz an. Der Apokalyptiker deutet hier zwei Züge aus dem im vorhergehenden gezeichneten Bild weiter aus, bemerkenswerter Weise übrigens gerade die Züge, in denen er seinen alttestamentlichen Vorbildern gegenüber selbständig ist. Und er führt diese Deutung feierlich als Deutung eines μυστήριον ein, dessen Erklärung einer besondern Kunstfertigkeit bedarf. Es liegt hier spezifisch apokalyptische Manier vor. In ähnlich feierlicher Weise führt er andre geheimnisvolle Deutungen apokalyptischer Rätsel ein 13,18; 17,7.9. Zu vergleichen ist noch die Art, wie Mk 13,14 (und Parallelen) das βδέλυγμα τῆς ἐρημώσεως eingeführt wird, wie auch Paulus Röm. 11,25; I Kor 15,51 ein eschatologisches Geheimnis seinen Lesern anvertraut, wie endlich der Apokalyptiker selbst 10,7 von dem Geheimnis redet, das Gott seinen Knechten, den Propheten, verkündet hat (vgl. noch Mk 4,11; Mt 13,11; Eph 5,32). Alle diese Parallelen legen nun die Annahme nahe, daß der Apok. hier nicht von ihm selbst erfundene Symbole nachträglich deutet, sondern daß er sich hier an der Deutung alter überlieferter, geheimnisvoller Bilder versucht. Es wird sich daher auch fragen, ob er dieselben richtig erklärt hat. Verschiedene Spuren weisen darauf hin, daß die hier gegebene Deutung erst eine nachträglich angepaßte ist. So finden wir 4,5 ein ganz ähnliches Symbol, wie das der sieben Leuchter, die sieben Fackeln, auf die sieben Geister gedeutet. Ebenso liegt es nahe, aus 3,1 eine Beziehung der sieben Geister auf die sieben Leuchter anzunehmen. Denn wenn es dort vom Menschensohn heißt ὁ ἔχων „τὰ ἑπτὰ πνεύματα“ .... καὶ τοὺς ἑπτὰ ἀστέρας und doch irgend eine Rückbeziehung zu der vorhergehenden Vision angenommen werden muß, so liegt es nahe die sieben Leuchter und die sieben Geister zu identifizieren. Nach 1,20 aber sollen die sieben Leuchter und die sieben Gemeinden identisch sein. Die verschiedenen Deutungen, welche diese Symbole in der Apk erhalten, wie die Tatsache, daß in dem einen Bilde zwei Symbole von derselben ursprünglichen Bedeutung (s. o.) nebeneinanderstehen, weisen nun aber nicht mit zwingender Notwendigkeit auf die Annahme hin, daß mehrere Hände an diesem Stück der Apk gearbeitet hätten. Sp. nimmt auf Grund ähnlicher Beobachtungen in 1,20 die Hand des Redaktors an. Aber es bleibt die Annahme möglich, daß einmal geprägte und vorgefundene alte Symbole, von deren ursprünglicher Bedeutung der Apok. noch eine gewisse Ahnung hatte,


  1. ων Q Min. Korrektur.
  2. εν τη δεξια A 81 f vg. Pr., Konformation nach 1,16.
  3. vg. Pr. εισι των επτα εκκλησιων (ℵ > εισι).
  4. αι επτα > 7. 28. 97. f. Pr.; αι επτα λυχνιαι ℵ An.; + ας ειδες P An.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S199.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)