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den davon nichts verratenden Ausdruck ἐγενόμην braucht. Die Nachricht vom Patmosexil des Johannes taucht ziemlich spät in der Überlieferung auf. Irenäus braucht sie noch nicht gekannt zu haben, wenn er behauptet, daß die Apk unter Domitian geschaut sei. Es bleibt sehr wohl möglich, daß auf Grund unserer Stelle das ganze Patmosexil erst erfunden ist. Man hatte Grund, ein Martyrium zu Ehren des kleinasiatischen Johannes zu erfinden (s. über diese Frage o. S. 47). Daß hier ganz allgemein Johannes sich als συγκοινωνὸς ἐν τῇ θλίψει bezeichnet, beweist für unsere Frage gar nichts. Ebenso wenig, daß Patmos vielfach als Verbannungsort galt (Plinius N. H. IV 12,23). – Demgegenüber bleibt doch die Annahme möglich, daß der Ausdruck: „des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu wegen“ hier ebenso zu deuten sei, wie 1,2. Das ὅσα εἶδεν, das dort den Ausdruck näher bestimmt, konnte hier in der benachbarten Stelle fehlen. Die Annahme, daß der Seher sich in seiner ekstatischen Erregung in die Einsamkeit nach der benachbarten Insel Patmos zurückgezogen habe, ist freilich prekär. Aber man könnte auch annehmen, daß er bei einem zufälligen Aufenthalt auf der Insel seine Visionen erlebt und dann später dies Zusammentreffen unter einem teleologischen Gesichtspunkt gerückt habe: ἐγενόμην διά. Ganz abzuweisen ist endlich auch die Meinung, daß διὰ τὸν λόγον u. s. w. auf die Missionspredigt zu beziehen wäre, wenngleich eine Missionstätigkeit des Apok. auf Patmos nicht gerade wahrscheinlich ist. – Patmos ist eine kleine Insel (Plinius N. H. IV 12,23 circuitu triginta millia passum) zwischen Samos und Cos mit einem kleinen Städtchen. Noch heute wird dort die „Grotte der Offenbarung“ gezeigt (vgl. Encyclop. Biblica III 3603f.). – Der Aor. ἐγενόμην zeigt deutlich an, daß der Seher, als er schrieb, nicht mehr auf Patmos war, oder anwesend gedacht wird.

1,10. ἐγενόμην ἐν πνεύματι (4,2; 17,3; 21,10). ἐν πνεύματι ist gleich ἐν ἐκστάσει. Akt (10,10); 11,5; 22,17 (Gegensatz γίνεσθαι ἐν ἑαυτῷ Akt 12,11). πνεῦμα ist hier als Quellpunkt ekstatischer Erregung gedacht. ἐν τῇ κυριακῇ ἡμέρᾳ. Die Sitte der Feier des Sonntags als des Auferstehungstages des Herrn reicht weit zurück. Andeutungen finden sich wahrscheinlich bereits I Kor 16,2; Akt 20,7; ein sicheres Zeugnis Barn 15,9. Der Name ist zuerst nachweisbar Didache 14: κατὰ κυριακὴν κυρίου; Petr.-Evang. V. 50; Ignatius ad Magn. 9 (µηκέτι σαββατίζοντες ἀλλὰ κατὰ κυριακὴν ζῶντες). Melito v. Sardes (Eus. H. E. IV 26,2) schrieb einen περὶ κυριακῆς λόγος vgl. Irenäus, fragm. VII ed. Harvey II 478; Tertullian, de cor. 3, de orat. 23, Dionysius bei Eusebius H. E. IV 23,11, Constit. II 59 VII 30. Allzuweit braucht man mit dem Zeitansatz für das vorliegende Stück wegen dieser Wendung nicht herunterzugehen. καὶ ἤκουσα ὀπίσω μου φωνὴν μεγάλην[1]. Ez 3,12: καὶ ἀνέλαβέν με πνεῦμα καὶ ἤκουσα κατόπισθέν μου φωνὴν σεισμοῦ μεγάλου. Das ὀπίσω μου wird durch die Parallelstelle im Ez. veranlaßt sein (daher liest A ὄπισθεν). Man sollte sich daher über die


  1. cCP An.¹² f s¹² Pr. (Tr.): φωνην μεγ. οπισθεν μου A; φων. οπισω μου μεγ. Q Rel., die verschränkte Wortstellung ist in dieser Klasse häufig (B. Weiß).
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Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S192.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)