Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

etc. im IV Esra, die Wolkenvision im Baruchbuch auslösen kann. Gerade ein solcher Vergleich beweist deutlich, daß der anzunehmende Redaktor der Apk in ganz andrer Weise eigenmächtig mit seinem Stoff geschaltet hat. Bei der Quellenscheidung Sp.s bleibt es wieder ein psychologisches Rätsel, wie der Redaktor der Apk, der so kunstvoll und harmonisch die differenten Quellen zusammengefügt hat, doch ihren Besitzstand im einzelnen ängstlich bis aufs Wort gewahrt hat. Sp. kann sich in der Methode seiner Kritik allerdings etwa auf die Pentateuchkritik berufen, aber die der Apk zeitlich nahestehende Literatur zeigt nirgends eine so feine Filigranarbeit in der Zusammenwebung der Quellen, sondern ein viel gröberes Verfahren. Was sich gegen Sp. einwenden läßt, kann endlich auch gegen die einfachere Quellenscheidung Weylands gesagt werden. Der durchschlagende Grund gegen jede Quellentheorie ist aber die durchaus gleichmäßige Haltung in der Sprache und dem Stil des ganzen Buches[1]. Wenn es so wäre, daß in der Apk Quellen in ganz mechanischer Weise neben einander gerückt wären, so müßten doch Sprachdifferenzen in ganz erheblichem Maße innerhalb der einzelnen Partieen nachweisbar sein. Es zeigt sich nun aber im Gegenteil in den verschiedenen Teilen der Apk in Sprachgebrauch und Stil, in grammatischen Eigentümlichkeiten und einzelnen einmal geprägten Wendungen eine überraschende Gleichartigkeit bis in die geringfügigsten Einzelheiten. Nach dieser Seite ist bis jetzt leider sehr wenig gearbeitet. Ich will die Untersuchung, um den Überblick über diesen Abschnitt nicht zu erschweren, hier nicht aufnehmen und verweise im voraus auf Abschnitt VII.

Eine zweite Gruppe bilden neben diesen Kritikern Völter I-III und etwa noch Erbes (auch Pfleiderer in der ersten Auflage des Urchristentums), die Vertreter der Überarbeitungstheorie. Sie nehmen eine apokalyptische Grundschrift an, die dann durch allmähliche (nach Vlt.s früherer Anschauung vier- bis fünfmalige) Überarbeitung zu dem gegenwärtigen Umfang angewachsen ist. Gegen diese Überarbeitungshypothese erheben sich zwei Bedenken. Zunächst ist es kaum möglich, mit Vlt. (und Pfleid. I) eine bis in die Zeit Hadrians hinuntergehende fortdauernde Bearbeitung anzunehmen. Alle Zeugnisse lassen darauf schließen, daß die allgemeine kirchliche Anerkennung der Apk sich sehr früh vollzogen hat. Schon Justin kennt sie als apostolische Schrift. Da ist es nicht denkbar, daß man es noch in einer bis Justin reichenden Zeit gewagt haben sollte, diese Schrift umzuarbeiten. Und ferner, diese Möglichkeit einmal zugestanden, bleibt es immerhin seltsam, daß jeder folgende Überarbeiter mit solcher Sicherheit und Gründlichkeit sein Werk betrieb, daß von den vorhergehenden Gestalten der Apk keine Spur mehr übrig geblieben ist. In der Ascensio Jesaiae und im Testamentum XII Patriarcharum haben wir solche überarbeiteten Schriften, welche das Christentum


  1. Vischer hatte Recht, wenn er diesen Umstand bei der Anlage seiner Arbeit besonders betonte. Nur ging er in dem Schluß: weil Apk 11 und 12 jüdischen Ursprungs sind, und der Sprachcharakter der Apk ein so stabiler ist, so ist die Apk eine jüdische Schrift, viel zu schnell vorwärts. Es gibt noch einen andern Weg der Lösung.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S126.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)