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Jedenfalls aber hat V.s Arbeit die folgenden Forscher mächtig angeregt. Sie brachte eine neue Fragestellung und setzte neue Mittel zur Lösung des Problems in Bewegung. Im Grunde liegen bei Vischer die ersten Keime der religionsgeschichtlichen Methode vor, die sich dann erst in allerneuester Zeit entwickeln sollte.

Unmittelbar an Vischer schlossen sich an: Iselin in der (mir nicht zugänglichen) theol. Zeitschr. a. d. Schweiz 1887 (apokalyptische Studien), der den Nachweis versuchte, daß die hebräische Grundschrift unsrer Apk. dem Verfasser der späten syrischen Esraapokalypse noch vorgelegen habe; ein Anonymus (*) der Z.A.T.W. 1886, 167-71, der in einer sehr leichtfertigen Untersuchung die hebräische Grundlage der Apk für einige Stücke herzustellen suchte; Rovers (Th.T. 1887, 616-34, apokalyptische Studien 1888), der in einem Referat über die verschiedenen aufgetauchten Hypothesen (Vlt., Wzs., Sabatier) Vischer im wesentlichen zustimmte, jedoch mit einigem Bedenken gegen die literarische Einheit der Apk.

In demselben Jahr und unabhängig von Vischer erschien Weylands Versuch[1]. — Weyland findet in der Apk zwei jüdische Quellen. Die erste ℵ ist nach ihm unter Titus geschrieben, die zweite (zeitlich frühere) ב unter Nero nach der Niederlage des Cestius Gallus. Der christliche Redaktor fügte die Sendschreiben, Anfang und Ende und eine Reihe von Interpolationen hinzu. In Weylands Arbeit sieht man deutlich den Einfluß Völters. Der christliche Redaktor bekommt bei W. etwa dieselben Stücke wie, bei Vischer (Kap. 16 ist von ihm aus ℵ und ב kompiliert). Mit Vischer geht Weyland in der Annahme eines im wesentlichen jüdischen Grundelementes der Apk. Gegenüber der früheren Annahme Vlt.s einer allmählichen Überarbeitung einer Grundschrift stellt W. zum ersten Mal (vgl. den Titel seiner Schrift) die Quellentheorie auf. Er vereinfacht außerdem Vlt.s verwickeltes kritisches System in wohltuender Weise.

Weylands Quellenscheidung:[2]
  jüdische Quelle ℵ[3]    jüdische Quelle ב‎    der christl. Red. 
1,10.12-17.19 1-3
4-6 (5,6-14)
7,1-8.9-17
8-9 9,18
10,1-11,13 10,7
11,14-18 11,8b.19
12,1-10.12-18 12,11.17c
13
14,2-3 14,6-11 14,1.4-5.12-13
15,5 15,2-4 15,1.6-8
16,17b-20 16,13.14 16,1-17a.21
14,14-20
17-18 17,14
19,1-6 19,11-21 19,7-10.13b
20
21,9-27 21,1-8 21,9a.14b
22,1-11.14-15 22,7a.12-13.16-21

Ähnlich, nur bedeutend einfacher als Weyland, urteilt O. Holtzmann[4]. Nach ihm ist in der Apk eine jüdische Grundschrift aus der Zeit nach Neros Tod verarbeitet. Diese selbst aber war schon nicht mehr einheitlich, sondern hatte in sich eine Apk aus Caligulas Zeit (Γάϊος Καῖσαρ: 616), bestehend aus 13; 14,6-13 aufgenommen.

Wieder mehr zu Wzs. zurücklenkend, faßte dann Sabatier[5] die Apk als ein im wesentlichen einheitliches christliches Werk, in das jüdische Stücke eingearbeitet seien. Als solche gelten 11,1-13; 12-13; 14,6-20; 16,13.14.16; 17,1-19,2: 19,11-20,10; 21,9-22,5. Kap. 10 ist vom Apokalyptiker zum Zweck der Einarbeitung von 11,1-13 dem ursprünglichen Zusammenhang hinzugefügt.

Schön[6] gibt sein Urteil ganz im Anschluß an seinen Lehrer Sabatier, beschränkt aber die jüdischen Stücke auf 11,1-13; 12,1-9; 13; 18. Kap. 10


  1. Th. T. 1886, 454-70. Omwerkings en Compilatie-Hypothesen toegepast op de Apoaclypse van J. Groningen Wolters 1888.
  2. WS: Die Tabelle von der nächsten Seite wurde hier eingefügt. Im Original: "Hierher die Tabelle auf folgender Seite.".
  3. Die Auslassungen einzelner Worte innerhalb eines Verses sind bei diesen und den folgenden Übersichten nicht angegeben. Außerdem vgl. S. 110 Anm. 2.
  4. Geschichte des Volkes Israel II 2 658-664.
  5. Les origines littéraires et la composition de l’apoc. de St. Jean, Paris 1888 (cf. Revue de théol. et philos. 1887, 553ff.).
  6. L’origine de l’apocalypse 1887, zeitlich früher als Sabatiers Werk.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S112.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)