Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 039.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ward diese Stadt den Hussiten wieder entzogen / daher solche im Jahr 1427. die Prager Thaboriten und die Waysen belägerten / richteten aber mit Gewalt darvor nichts auß / sondern verlohren viel Volcks / biß sie dieselbe außgehungert: und den 3. Christmonats mit Beding einbekommen haben. Anno 1435. da die Böhmen / der Religion und Kirchen-Ceremonien halben / sich noch nicht vergleichen konten / und die Thaboriten nicht unter M. Johann Rockyzan / so gut Hussitisch war / seyn wolten; so gab es wieder etwas Unruhe; und belägerten die Waysen / so etwas anders / als die Thaboriten seyn wolten / diese Stadt Colin / weil sie einen Zuspruch darzu hatten / die sie auch ohne sonderliche Mühe erobert; so aber ihnen bald wieder abgenommen worden. Umb den 16. Jenner deß Jahrs 1640. wurde vom Käiserlichen Kriegs-Baumeister oder Ingenieur, dem Carlo Cappi, eine Brücke angegeben und gemachet / über die Elb zu kommen / und Colin anzugreiffen; zu welchem Ende die Käiserlichen / biß umb den 12. Hornung / bey Kuttenberg still gelegen / und als sie Geschütz zu sich bekommen hatten / alsdann erst die Stadt Colin mit Gewalt eingenommen / und die darinn gelegene Schwedische Guarnison meistens niedergemacht; vorher aber dem Banner eben so viel Volcks / Partheyen-weiß beschädiget / und deß Grafen von Hoditz Regiment / von zehen Rotten zu Pferde / schier gantz und gar ruinirt haben. Die Böhmen wollen / daß ihre dritte Heydnische Fürstin / die berühmte Zauberin Lybussa / an dem Ort / da jetzo die Stadt Colin stehet / das Schloß Lybus / nicht weit von der Elbe / erbauet habe / da sie auch gestorben / und begraben worden seye. Und auff solchem Schloß Lybus / sagen sie / habe / nach besagter ihrer Frauen / der Lybusa / Tod / die Magd Ulasta / das Regiment geführet.


Commotau / Comutau / Comethau / Commoda.

Ist ein Königs-Stadt gegen Meissen und dem Voigtland / im Satzer Cräiß / an einem Wasser / in einem offenen Feld / und auff einem fruchtbaren Boden gelegen[1]. Hat eine Pfarrkirch / Jesuiter Collegium, Schloß und ein feines Rathhauß. Im Jahr 1421. zog Zischka auch für diese Stadt / dem zeigten die Weiber den Hindern; daher / als er solche den 16. Martij mit Sturm eroberte / er weder Frauen noch Jungfrauen / auch der Kinder in der Wiegen nicht verschonet hat. Besonders bekam er 70. solcher Weiber / denen er die Hummeln so sehr außsengete / daß sie in der Aschen ligen blieben; wie in der Historia vom Hussiten Krieg stehet. Martinus Boregk schreibet in der Böhmischen Chronik am 431. Blat / daß die Thaboriten die Stadt Chomutow / in welcher die Meißner starck in der Besatzung lagen / überzogen / und dieselbige mit einer grossen Niderlag der ihrigen / erobert hätten; dardurch sie entrüstet und ergrimmet worden / daß sie in der Stadt von Burgern / fremden Leuten / Priestern und Juden / in die dreytausend umbgebracht. Darneben hätten auch der Thaboriten Weiber grosse Grausamkeit an Frauen und Jungfrauen geübet / sie auß der Stadt geführet / und ihnen zugesagt / sie beym Leben zu lassen; hätten aber dieselbe beraubet / darnach in den Hütten der Weinbergen ein Feuer angesteckt und sie verbrant / auch in deme der schwangeren Weiber nicht verschonet. Welches dann vielleicht die andere der Commutauer Niderlag seyn wird / (dann er Boregk keine sondere Ordnung in seiner Chronik hält) die geschehen seyn mag / nachdem diese Stadt die Teutschen eingenommen hatten / wie oben bey Cadan gesagt worden. Ist es aber einerley Niderlag / so solte solche von ihme / dem Boregk / nicht den Thaboriten / sondern dem Zischka / zugeschrieben werden; inmassen Dubravius, der eben dieses / was Boregk hat / auch setzet / es ihme zuschreibet; wiewol er / der Dubravius, in seiner Böhmischen Chronik / auch nicht allwege zutrifft; und daher dem Theobaldo, in der Historia vom Hussiten Krieg / vor andern / Glauben zugestellet wird. In deß Caroli Carafae Germania restaurata,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gelgen
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)