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Joseph und Potiphar’s Weib.
Von Carlo Cignani.


Frau Potiphar hält in der Arme Schlangen
     Den keuschen Joseph, der – halb abgewandt
     Pathetisch kämpft – gemalten Widerstand –
Denn leider bleibt im Bilde er gefangen!

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Den Sieg der Tugend – wie es zugegangen,

     Dass er den Mantel in der heissen Hand
     Des Weibes liess, und stracks davongerannt –
Wer trüge das zu sehen, gross Verlangen?

Nein! so ist’s recht! und du begreifst warum

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Es so gefällt dem frommen Publikum:

„Man malt das Faktum treulich nach dem Leben,

Dass es handgreiflich in die Augen springt –
Der Sünde Reiz – doch die Moral daneben –
Wer kann dafür, wenn nur der Reiz gelingt?“ – –



Empfohlene Zitierweise:
Text von Julius Hübner: Bilder-Brevier der Dresdner Gallerie. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1857, 1859, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder-Brevier_der_Dresdner_Gallerie.pdf/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)