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Erinnerungen voll Undank begehen, sie feiert nicht Jubiläen und Erinnerungen, sondern sie lebt in und von Tatsachen, die sich ihr täglich verneuen und bezeugen. Ihr sind die Feiern Marksteine der Gnade und Aufrufe zur Selbstbesinnung. Tue Rechnung von deinem Haushalt! Die Anstalt, die vor 75 Jahren ins Leben gerufen ward, ruht auf einem Orte, den man vor Alters Gethsemane geheißen hat, und der heutige Tag, an dem sie in den fränkischen Landen die Schiedung läuten, heißt uns an den denken, der im Garten der Leiden von Seiner heißen, mühereichen Arbeit Seinem himmlischen Vater Rechenschaft getan hat. „Ich habe Dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das Du Mir gegeben hast, daß ich es tun sollte.“ – Jesu nach wollen wir heute Rede stehen, weil Verantwortung gefordert wird, und über das Geheimnis der Erziehung uns aussprechen: I. über ihren alten Grund, II. über die bewährten Mittel, III. über selige Ziele.

Heilige uns, Herr, in Deiner Wahrheit; Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

 I. Vor Seinem Heimgang offenbart Jesus, der heilige Erzieher, den Grund Seiner Weisheit und Arbeitsweise. Er redet nicht von Anschauungen über das Wort des Vaters, die er mit andern teilt und neben anderen hätte; solche Anschauungen wären wertvoll, aber weder einzigartig noch verpflichtend. Sondern Er spricht von Seinen wandellosen Erlebnissen und untrüglichen Erfahrungen, und was Er so spricht, ist Seiner Gemeinde Offenbarung, Darlegung ewiger Geheimnisse in ihrer ganzen Fülle, die sonst ihr verborgen oder nur stückweise bekannt wären. „Dein Wort ist die Wahrheit,“ sagt der Sohn Gottes, der im Worte lebt, aus dem Worte sich nährt, selbst mit dem Worte eins ist. Nicht so meint er es, daß das Wort Wahrheitsmomente enthalte, die in langsamem Zusammenschlusse mit anderweitigem Wahrheitsbesitze allmählich zur Wahrheit sich ausbilden und erheben. Auch weiß Er nicht von Wahrheitsmomenten, die in das Irren, Streben und Suchen der Menschenseele eingestiftet wären um nach schweren, Jahrtausende hindurch währenden Gährungsprozessen zur Wahrheit sich auszugestalten. Mit majestätischer Gewißheit und schlichter Treue verkündet Er: „Dein Wort ist die Wahrheit,“ beschließt all’ ihre Fülle, erschöpft ihr ganzes Wesen, also daß an ihm alles gemessen werden will und geschätzt werden muß, was sich Wahrheit nennt. Das höchsttönende Wort kann von ihr verworfen und das unscheinbarste an ihr bewährt werden. Wohl den Menschen, die das für ihre Stärke halten, daß sie nicht im Suchen nach einem zu findenden, sondern im Besitze einer anzubetenden und zu erlebenden Wahrheit sind, die nicht aus Wörtern besteht, sondern auf dem Worte ruht!

 Dieses Wort Seines Vaters war dem Herrn Grund zur Tätigkeit. Wenn Er von sich ausgegangen wäre um die Welt zu erlösen, so hätte er die