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gestellt und im Chor ein von der Familie Kieffer gestiftetes gemaltes Fenster, die Taufe Jesu, eingesetzt. (Pfarrbeschreibung und H. Bauers Kollekt.)

Durch eine doppelte Reihe von schlanken Säulen wird das rechteckige Schiff in drei Theile getheilt. Zwei Emporen über einander verdüstern das stillose, innen weißgetünchte, aber sonst freundliche Innere, dessen Decke eine flache, geschachte Holzvertäferung bildet. Die Fenster sind in Spitzbogen mit plumpem gothischem Maßwerk von verschiedenen Mustern eingewölbt. Die schöne Kanzel ist im Renaissancestil mit den Bildern der Evangelisten an einem Pfeiler zweckentsprechend angebracht und von dem Bildhauer Michael Kern aus Forchtenberg 1617 hergestellt. Sie trägt die Jahrszahl 1617 und sein Zeichen. Die Gestalt des Markus erinnert ganz auffallend an Michelangelo’s Moses. Der Chor, der untere Theil des Thurmes im Osten des Schiffes, stammt noch aus frühgothischer Zeit und hat ein Kreuzgewölbe mit achteckigen Rippen, welche auf Konsolen (Menschenköpfen) ruhen und einen großen strengstilisirten Blattschlußstein, an dem gegen Westen ein Kopf ausgehauen ist (vor 1350). Der Altar und ein Triumphkreuz zeigen Zopfstil. Auf beiden Seiten des Chors liegt je eine Sakristei, von denen die südliche jüngeren Ursprungs (1697/98) ist. Im Eingang zum Chor von Süden, wo die Treppe zum Läutboden eingebaut, befand sich früher ein Ölberg mit Malereien. Die stark verwitterte Gestalt des knieenden Christus ist noch vorhanden. An Gemälden besitzt die Kirche einen David mit der Inschrift: Diß Harpfenklingend Davids Gsicht verleyt Schultheiß sampt dem Gricht ao 1656 und mit dem Monogramm H. s. P. (s u. H, H u. P verschlungen).

An Grabdenkmälern besitzt die Kirche a) eine schöne Marmorplatte im Chor mit der Inschrift: Hier ruht der in Gott höchst seelig entschlaffene Leichnam weiland der hochgebornen Gräfin und Frauen F. Magdalenä Sophiä und des auch weiland hochgebornen Grafen und Herrn Johann Ludwig, Grafen von Hohenlohe und Gleichen, Herrn zu Langenburg und Crannichfeld, Obrister, hinterlassener Wittib und verlobter Gespons des gleich hochgebornen Grafen und Herrn zu Westerburg, des heil. röm. Reichs Semperfreien, Ihro kais. Majest. Raths, dero und des heil. Reichs Kammergerichtspräsidenten, geborener Gräfin von Öttingen, geboren den 17. Februarii 1655, vermählt 1681, hochselig gestorben den 13. Febr. 1691. Buch Sirach 40, 1.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_267.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)