Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 256.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von alten Straßen ist in erster Linie die sogenannte Kaiser- auch Römerstraße, hohe Straße, in den alten Urkunden um 1500 die wilde Straße genannt, welche auf der Wasserscheide von Kocher und Jagst von der Markung Schönthal an mitten durch den Bezirk zieht, (Markung Muthof, Westernhausen, Diebach, Dörrenzimmern, Ingelfingen, Hermuthausen, Steinbach, Buchenbach, Simprechtshausen), zu nennen. Den Übergang über die Jagst gewann sie bei Heimhausen.

Ihre nächste Bestimmung war die Verbindung zwischen Rothenburg an der Tauber und Wimpfen. Sie hatte im Durchschnitt eine Breite von 12 m, ist aber theilweise durch Forstkultur schmäler geworden. Als wirkliche Straße dient sie heute noch zur Verbindung von Hermuthausen nach Diebach.

Auf ein hohes Alter der Straße, die vielfach noch auf beiden Seiten von wallartigen Erhöhungen begleitet ist, weist vorerst der Umstand, daß sie die Grenzscheide der Centen Forchtenberg und Krautheim–Ballenberg, des Kocher- und Jagstgaus, und in ihrem weiteren Zug durch das Oberamt Gerabronn wohl auch die Grenze des Tauber- und Maulachgaus bildete. Sie muß also älter sein, als die Gauverfassung Karls des Großen. Aber auf ein noch höheres Alter dürften die nahe an der Straße angelegten Grabhügel, deren Gruppirung das Vorhandensein der Straße vorauszusetzen scheint, hinweisen. Die Entscheidung über die Frage nach dem Alter der Straße wird abhängen von der Frage, welcher Zeit die Grabhügel zuzuweisen sind. Von römischer Struktur läßt der Bau der Straße in unserem Bezirk nichts erkennen. Die Sage läßt die Kreuzfahrer auf dieser Straße ins Morgenland ziehen. (Westernh. Ortssage.)

Ohne allen Halt ist die Annahme einer Römerstraße von Öhringen nach Döttingen, wo sich weitere Anlagen anschließen sollen, die Kocher und Bühler aufwärts nach Bühlerthann und von dort über Hörbühl Oberamts Crailsheim nach Willburgstetten an den Lines transdanubianus gegangen wären. cf. Max de Ring, mémoire sur des établissements romains du Rhin et du Danube 1, 153. W. F. 9, 467. Besseren Grund hat die Annahme einer römischen Straße von Widdern über Volkshausen, den limes durchschneidend zwischen Weigenthal und Hopfengarten und dann scharf nach Nordwest abbiegend. Nach der Annahme von Paulus würde an dem Wendepunkt der Straße ein Weg von Jagsthausen und Oberkessach nördlich

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_256.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)