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St. Wendelskapelle auf ihrem Tuffsteinfelsen. Das Schloß in Dörzbach, das so viele Geschlechter hat in seinen Mauern wechseln sehen (Dörzbach, v. Bachenstein und Tann, Berlichingen und Eyb), hat sich nur wenig von der alten Burg bewahrt. Die Burg Laibach, einst ein starkes Haus in stiller Einsamkeit über dem grünen Wiesenthal, ist kaum noch zur Hälfte in seinem alten Umfang erhalten. Um so mehr läßt das badische Krautheim trotz aller Veränderungen, welche mit dem Schloß und Städtchen im Lauf der Zeit vor sich gegangen, ahnen, welch ein gewaltiger Herrschaftssitz einst hier, für die ganze Gegend ein Schirm und Hort, seine Stätte hatte. Der ganze Berg, mit seinen steilen, nackten Felsen eine natürliche Festung, ist heute noch bewehrt mit den alten Mauern der Herrenburg, auf dem die reichen Herrn von Krautheim gehaust, wo die Johanniter und dann die Deutschherren aus- und eingegangen, von wo aus der Erzbischof von Mainz sein Gebiet ringsum durch seine adeligen Amtleute beherrschte, die doch nicht im Stande waren, dem adlerflinken Schweden Sperreuter Trotz zu bieten, und der es wagen konnte in dieser Zwingburg des restaurirenden Katholicismus ein lustiges Tauffest seiner Tochter zu feiern.

Thalabwärts haben wir noch zu nennen den verschwundenen Burgsitz der Herren von Marlach, die „Zieburg“, die abgegangene Frauenklause in Westernhausen, das aus dem alten Wasserschloß zum anmuthigen Pfarrsitz umgewandelte Haus der Bieringen, Berlichingen und Werdenau zu Bieringen im Erlenbachthal, den Burgstall Urhausen und den Bergfried der alten Raubburg Aschhausen. Das herrliche, reiche Kloster Schönthal hat sich aus der Zeit des Mittelalters nur noch sein Kilianskirchlein und die Grabdenkmale der Kirche und des Kreuzgangs erhalten. Den Wartthurm auf dem Storchenberg müssen wir dem 16. Jahrhundert zuweisen. An der Grenze des Oberamts finden wir noch die spärlichen Reste des Stammhauses der Herrn von Berlichingen in Berlichingen und ihrer Burg in Rossach.

An Schlössern, die aus dem Mittelalter in die neue Zeit sich erhalten oder neueren Ursprungs sind, haben wir aufzuführen:

Künzelsau (Schullehrerseminar), Aschhausen, Braunsbach, Buchenbach das Steinhaus und die Sommerwohnung der Herrn v. Stetten, Dörzbach, Döttingen, Garnberg, Hermersberg, Ingelfingen das obere und untere Schloß, Laibach, Meßbach, Mulfingen (Schule), Schloß Stetten, die alte Burg und das neue Schloß im französischen Renaissancestil, Thierberg.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_255.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)