Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 254.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bartenau mit gewaltigen Holzgiebeln, ähnlich dem alten Schloß in Rechenberg OA. Crailsheim.

Nach Westen lag zu den Füßen von Nagelsberg als alte Thal- und Wegsperre die zwar kleine, aber ungemein stark gebaute Burg, heute nur noch die alte Zarge genannt, mit ihren dicken Mauern, die einerseits die Kocherthalstraße und andererseits die Verbindung mit dem Jagstthal und der hohen Straße beherrschte. Jenseits winkte gastlich einladend die Komburger Propstei mit ihrer romanischen Kapelle auf der steilen Tuffsteinwand des Kochersteins. Nach Westen konnte sich das Auge an den sonnigen Rebenhügeln Ingelfingens und Criesbachs weiden, welche die prächtige Burg Lichteneck, ein Werk des reichen Bocksberger Geschlechts, mit ihren theilweis noch erhaltenen schönen Fenstern, schützend überragte, während thalabwärts der bescheidenere Bau der Herren von Kriegesbach (am Burgstallweg) mit der Kapelle zu den drei Königen am Fuß des Berges wohlthuende Ruhepunkte für das Auge bildeten. Erwähnen wir noch als ein kostbares Kleinod der mittelalterlichen Baukunst die dreischiffige Basilika in Niedernhall am westlichen Ende des Oberamts, so überkommt es das Gemüth wie leises Heimweh nach der längst entschwundenen Pracht der alten Kaiserherrlichkeit.

Der Höherücken zwischen Kocher und Jagst bietet außer seinen Grabhügeln und der alten Kaiserstraße und dem nur wenig bekannten Ripperg, dem alten Sitz der Herren von Stetten, keinerlei Alterthümliches. Das Jagstthal, wie in seiner ganzen Entwicklung und Gliederung ärmer und todter als das Kocherthal, hat auch an wohlerhaltenen Alterthümern nicht denselben Reichthum aufzuweisen wie das Parallelthal des Kochers. Im obern Theil des Jagstthals kennen wir nur ein erhaltenes festes Haus in Buchenbach, das Steinhaus der Rezzen von Bächlingen, sonst nur Trümmer oder kahle Stätten, da einst Burgen gestanden, so auf der Höhe über Eberbach, die Urenburg bei Jagstberg, das erst am Anfang des Jahrhunderts vollends niedergelegte große Schloß zu Jagstberg, bei Mulfingen der Burgsitz der Herrn von Mulfingen, im einsamen Wald nordöstlich von Ailringen die „alte Burg“, vielleicht Gruningen genannt, und die kleine finstere St. Bernhardskapelle in Ailringen, der Burgsitz der Herrn von Hohebach, und das bald wieder eingegangene Cisterzienser-Frauenkloster Hohebach, das nach Gnadenthal Oberamts Öhringen verlegt wurde. Unterhalb Hohebach winkt zuerst die dem späten Mittelalter entstammende

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_254.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)