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jammervoll sind die Klagen über die Lothringer 1641/43 (s. Döttingen). So hatten noch keine Soldaten gehaust. Nicht einmal das Feld zu bestellen ließen sie zu. Auch die unberittenen Soldaten forderten Futtergeld.

13. 1643 Januar erschienen nun zum ersten Mal Franzosen unter Guébriant (Gabrion, Künzelsau) im Bezirk. Derselbe kam von Niedersachsen, um sich mit den Schweden, welche unter Taupadel in Hall und Umgegend standen, zu gemeinsamem Einfall in Baiern zu vereinigen (Künzelsau, Buchenbach). Ein Theil dieser vereinigten Armeen lag vom 2.–4. Februar in Schönthal.

Das übrige Jahr 1643 und 44 blieb der Bezirk in der Gewalt der kaiserlich-bairischen Armeen, die 1643/44 und 1644/45 ihre Winterquartiere hier und in der Umgegend hatten. (1643 8. Mai Lothringer Künzelsau, September Regiment Fugger. Oktober 3. v. Werth. 7. Dezember Hall, Spork, Hatzfeld, s. Schönthal, Buchenbach, Ingelfingen.) Am 28./29. Februar 1644 hielten Mercy und Hatzfeld einen Kriegsrath in Hall Mart. 451. Die unsäglich harten Kriegslasten veranlaßten die Grafen von Hohenlohe, auf einem Konvent zu Künzelsau am 16. Januar 1645 über gleichmäßige Vertheilung der Lasten zu berathen.

14. Schon nahte neues Unheil. Der schwedische General Rosen störte vom Schwarzwald aus die Kaiserlichen in ihren Winterquartieren und überfiel am 26. Februar Schönthal. Vereinigt mit Turenne zog er gegen Würzburg. Auf dem Marsch kam es am 25. April zu einer Schlacht mit den aus Baiern und Ostfranken herbeigeeilten Mercy und v. Werth bei Herbsthausen, unter deren Folgen besonders Hollenbach zu leiden hatte, s. d. Schlacht von Herbsthausen OA.Beschr. Mergentheim 293. Pfister W. Viertelj. 1879, 145.

Wandte sich auch der geschlagene Turenne nach Würzburg und Hessen, einzelne Trümmer seines Heeres flohen, von den Baiern verfolgt, Jagst und Kocher abwärts. Der baierische Oberst Kreutz fieng bei Sindringen 200 Mann zu Fuß und 200 Mann zu Roß ab. Mart. 463. Franken war wieder vollständig in den Händen der Kaiserlichen und Baiern.

Die Franzosen sandten nun den Herzog v. Enghien, um die Scharte auszuwetzen. Vereinigt mit den Schweden unter Taupadel und den Hessen unter Geiß zog er die beiden Flußthäler herauf. Die Leute flüchteten, es hieß, der gefürchtete Königsmark komme. Am 9. Juli stand die vereinigte Armee bei Schönthal, einige Tage darauf auf der Hochebene zwischen Jagst und Vorbach von Hollenbach bis Schrozberg. Mercy zog sich immer mehr gegen Baiern zurück. Am 24. Juli kam es zum letzten bedeutenden Kampf bei Allerheim im Ries. Mercy fiel, aber die schwedisch-französische Armee war zu schwach, um den Sieg auszunützen, sie zog sich wieder nach Nordwesten zurück. Jetzt traf auch Königsmark ein. Am 24. August war er in Ingelfingen. Aber schon am 20. August hatte eine Streifschaar der Kaiserlichen Hermersberg überfallen und vollständig ausgeraubt. Die ganze Armee folgte, um wieder in Franken Winterquartiere zu suchen (Erzherzog Leopold Wilhelm in Öhringen, Güssenberg und Goldstein in Künzelsau, cfr. Diebach, Buchenbach, Hohebach, Nitzenhausen).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)