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7. Die Jahre 1629 und 1630 waren im ganzen leicht (1629 Reg. Kronenberg, 1630 Jung Wallenstein in Westernhausen, Altringer in Künzelsau). Dagegen erscheinen 1631 die Kaiserlichen (im Sommer kaiserliche Reiter in Ingelfingen) zahlreicher und öfter auf dem Marsch, ohne Zweifel um Tilly in Sachsen gegen Gustav Adolf zu unterstützen; denn schon nahte sich der „Schwedenvetterle“, wie er im Hohenlohischen hieß, die Herzen des Landvolks schlugen ihm entgegen, er galt ihnen als Retter wie später Herzog Bernhard von Weimar (s. Berndshausen). Nach der Schlacht bei Leipzig zog sich Tilly, von Miltenberg her über den Odenwald kommend, von Krautheim durch das Jagst- und Kocherthal (300 kaiserliche Reiter in Ingelfingen 30. Okt.) nach Rothenburg und Baiern zurück.

8. Gustav Adolf hatte die Grafen von Hohenlohe am 4. Nov. zu sich beschieden. Ihr Land war trotz des Wallenstein’schen Schutzbriefs ausgesogen. Reiche Schenkungen aus den geistlichen Gütern mochten auch sie locken. Sie schloßen sich an Gustav Adolf mit einem großen Theil des fränkischen Adels an. (Von der Familie von Crailsheim trat eine ganze Reihe tüchtiger Männer in seine Dienste.) Am 25. November erschien der lange Jahre in Franken gefürchtete schwedische Oberst Claus Sperreuter, der am 9. Nov. Mergentheim, am 13. Neuhaus gewonnen, im Bezirk und überfiel das reiche Kloster Schönthal. Ihm folgte 16.–19. Dez. General Horn, der mit etlichen Tausend Mann durch den Bezirk nach Heilbronn zog, das sich ihm ergeben mußte. Mart. 313 ff. Im Januar 1632 war der ganze Bezirk, auch das mainzische Amt Krautheim im Besitz der Schweden. Neben Sperreuter finden wir den schwedischen Oberst v. Helmstadt im Bezirk. Bei aller Mannszucht der Schweden war die Zeit doch stark fühlbar. Schweden und Kaiserliche nahmen dem Bauern die besten Pferde und liehen ihm, wenns gut gieng, die ausrangirten. Kein Versteck, das der fränkische Bauer mit der ihm eigenen Pfiffigkeit für seine Vorräthe ausgewählt hatte, entgieng dem Spürsinn des Soldaten. Doch sind bis 1634 Berichte über Mord und Greuelthaten selten. Die Pfarrer konnten ruhig auf ihren Posten ihres Amtes warten.

9. Das sollte 1634 anders werden. Schon im Sommer glichen die OA. Gerabronn, Künzelsau, Mergentheim einem Schachbrett, auf dem Schweden und Kaiserliche ihre Truppen wie Schachfiguren hin und her schoben (s. Bieringen, Hohebach). Im August brach Johann v. Werth aus Ostfranken ein und zog nach Creglingen (9. August), Weikersheim (10.–11. August), Mergentheim. Ohne Zweifel war es eines seiner Streifkorps, das am August 25 Dächer in Eberbach niederbrannte und den Schultheißen auf den Tod verwundete.

Nach der Schlacht bei Nördlingen 6. Sept. 1634 ergoß sich das ganze kaiserliche Heer über das unglückliche Franken. Die Pfarrer mußten vielfach flüchten. Die Kirchenbücher berichten über greuliche Mordthaten des entmenschten Heeres (7 Pers. im September in Ingelfingen s. Criesbach, Crispenhofen, Weisbach). Unsäglich litt das weibliche Geschlecht (s. Sonnhofen). Selbst die eigenen Kameraden schonten einander nicht. Allenthalben wurde geplündert. An einem Abend des September standen zwischen Jungholzhausen und Lendsiedel acht Dörfer zugleich in Brand. Die Truppen der aus Schillers Wallenstein bekannten Generale treten im Bezirk auf: Isolani in Jagstberg, Buttler

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)