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und haben ein gutes, langhaariges Vließ. Die Wolle ist durchaus zweiter Grad.

Die Art des Erwerbs und Absatzes der Schafe findet in 3 Formen statt:

a) Man findet Zuchtschäferei auf größeren Gütern und in den einzelnen Orten, wenn die Bürger Eigenthümer der Schafe sind. Die Lämmer werden im September und Oktober auf einem der Schafmärkte zu Mergentheim und Künzelsau verkauft.

b) Es werden im Herbst Lämmer gekauft zum Überwintern. Diese werden im Frühjahr geschoren und zur Zeit der Ernte, im August, wieder abgesetzt und sofort durch den Ankauf von Lämmern ersetzt.

c) Es werden Jährlinge im Herbst gekauft, auch im Frühjahr geschoren, von der Ernte an gemästet und dann verkauft.

Der Absatz der Wolle, was vom Verbrauch im Haus übrig bleibt, geschieht durch Händler. Diese kaufen sie auf und bringen sie nach Heilbronn oder Kirchheim.

Krankheiten sind der Flugbrand und die Egelkrankheit, welche in nassen Jahrgängen nicht unerheblich schadet.

4. Die Schweinezucht ist bedeutend im Bezirk. Es kommt dies daher

a) daß der Fleischgenuß im allgemeinen in den Hohenlohischen Landestheilen stark ist. Das Metzgen für das Haus ist eine gewöhnliche Thatsache, und zwar nicht blos auf den Winter, sondern auch auf den Sommer, für welchen ein oder mehrere Stück geschlachtet werden und das Fleisch derselben geräuchert wird. Es kommt vor, daß fette Schweine zum Schlachten ins Haus gekauft werden. Es darf deshalb nicht befremden, wenn allenthalben die Mastung von Schweinen stattfindet, und wenn nur soviel gemästet wird, als für den eigenen Hausgebrauch nöthig ist.

b) Ein zweiter Grund liegt in der Verwerthung der Milch. Da keine Käsereien vorhanden sind, so hat man in der Milch ein vortreffliches Nahrungsmittel für Schweine, namentlich für junge Schweine.

c) Die Schweinehaltung ist begünstigt durch Schweinemärkte, von welchen 4 benützt werden können, nemlich der von Künzelsau, welcher seit 5 Jahren eingeführt ist, alle 14 Tage abgehalten wird und sich gut bewährt, der von Dörzbach, welcher auch alle 14 Tage stattfindet, von Hall, der von Döttingen, Braunsbach, Jungholzhausen besucht, und der von Blaufelden, welcher von den östlich gelegenen Orten aus besucht wird.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_186.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)