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Seitenthäler. Der Boden ist ein steiniger Thonboden, denn das Wasser nimmt die in dem verwitterten Kalk- und Mergelboden sich findenden kalkigen Bestandtheile leicht fort, ebenso auch die im Muschelkalk sich findende Bittererde, so daß der im Wasser unlösliche Thon zurückbleibt. Da der Untergrund steinig ist, so werden beim Bau immer Steine zu Tage gefördert.

Die Lage ist im ganzen steil, weil die Muschelkalkabhänge überhaupt steil sind, es sind deshalb da und dort Mäuerlein zum Halt der Erde nothwendig.

Der Weinbau ist im Bezirk Künzelsau in der Abnahme begriffen. Dies zeigt sich nicht blos daran, daß in jedem Jahr Weinberge ausgehauen werden, namentlich an den obersten Stellen der Gelände, sondern daß in Orten, wo der Weinbau früher betrieben wurde, er gegenwärtig fast ganz aufgehört hat. Dies ist der Fall in den Markungen des obern Theils vom Kocherthal, in Braunsbach, Döttingen, Steinkirchen; erst bei Kocherstetten, wo das Kocherthal von seiner nördlichen Richtung in seine westliche übergeht, beginnt der eigentliche Weinbau. Es sind nicht allein die schlechten Weinjahre der 70er Jahre daran schuld, sondern auch das, daß die Abdachung des Thales in den oben genannten 3 Orten nicht so günstig liegt für die Einwirkungen der Sonnenstrahlen wie von Kocherstetten bis Weißbach. Fast ganz aufgehört hat der Weinbau auch in Eberbach, Buchenbach, Ettenhausen, Oberkessach.

Die Traubensorten, welche vorkommen, sind folgende: Die meisten Stöcke sind Silvaner (Salviner) und Junker (Gutedel) und zwar weißes Gewächs. Außer diesen zwei finden sich noch Elbling, Riesling, Muskateller, Veltliner, Trollinger, Müller, Klevner.

In einigen Orten des Jagstgebietes und in dem zum Kochergebiet gehörenden Diebachthale kommt auch rothes Gewächs vor, wie in Diebach, Zaisenhausen, Ebersthal, Meßbach, Sindeldorf, auch Unterginsbach, sonst ist das weiße Gewächs durchaus vorherrschend.

Über die Behandlung des Weinstocks läßt sich Folgendes sagen: Im Winter werden die Reben mit Erde überzogen. Die Weingärtner sind gegenwärtig mit diesem Geschäft vorsichtiger und fleißiger, weil im Winter 1879/80 die nicht bedeckten Weinstöcke von der Kälte stark gelitten haben. Im Frühjahr wird bald geschnitten. Der Schnitt ist der sogenannte Zapfenschnitt auf Schenkel. Den etwa 80 bis 90 cm

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)