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verschieden von dem fetten rothbraunen Lehm, dessen Unterlage die Kalkbänke des oberen Muschelkalks bilden.

Überall aber ist der Lehmboden die dem Landwirth erwünschteste Bodenart, sie ist tiefgründig, am leichtesten zu behandeln, läßt die mannigfaltigste landwirthschaftliche Nutzung bei den durchschnittlich reichsten Erträgen zu.

Wo die festen, häufig Glaukonit[1] enthaltenden Bänke des oberen Muschelkalks mit ihren thonigen Zwischenmitteln zu Tage treten, da entsteht ein nur sehr wenig tiefgründiger Boden. Alljährlich schafft der Pflug Steine zu Tage, welche der Frost losgelöst hat und die am Rande der Felder zusammengetragen werden. Dies sind die besten Dinkelfelder des Bezirkes. Wo aber die Bodenschichte so dünn ist, daß sie nicht mehr gepflügt werden kann, da wird der kurze dichte Rasen, der sich auf solchen Stellen bildet, als Weide benützt.

Ganz verschieden hievon sind die Böden in der Lettenkohle, welche zu den wenigst dankbaren des Bezirkes gehören. Die oberen Thone der Lettenkohle bilden da, wo sie ohne Bedeckung von Lehm zu Tage treten, so schwere, fette, nasse Böden, daß hier nur Wiesen angelegt werden können. Die Wiesen auf dem Plateau gehören fast ausnahmslos diesen Böden an. In den tieferen Schichten der Lettenkohle dagegen sind die Thone von sandigen Schichten durchzogen und bildet sich eine für unseren, wie die angrenzenden Bezirke, sehr charakteristische Bodenart, der sogenannte Schleißboden[2], dessen richtige, je nach dem Jahrgang abweichende Behandlung für den Landwirth eine der schwierigsten Aufgaben bildet.

Es ist nicht leicht, in Kürze eine deutliche Vorstellung von dem so eigenthümlichen Verhalten dieses Bodens zu geben. Wenn von einer mit Kalksteinen eingeworfenen Chaussee der feine Kalkstaub, der bei trockener Witterung in Wolken hoch in die Luft wirbelt, nach anhaltendem Regen in Häufen als Straßenschlamm abgezogen wird, so bildet derselbe zunächst auf seiner Oberfläche eine harte Rinde und zerfällt auch nach wochenlanger Trockenheit nie wieder zu Staub. Die fest gewordene Masse, die beim

  1. Ein grünes in feinen Körnern in den Kalkstein eingesprengtes Mineral, das wesentlich ein wasserhaltiges Silikat von Eisenoxydul und Kali ist.
  2. Der Schleißboden heißt auch das weiße Feld, ist aber wohl zu unterscheiden von den weißen Lehmböden auf der Lettenkohle.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 031. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)