Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 024.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Tiefe von 43 m den Grund, auf dem das Senkblei noch weitere 81/2 m nach unten rollte.

Den Winter 1869/70 und den darauffolgenden Sommer blieb der Erdfall offen und wurde von nah und fern besucht. Im August 1870 wurde er mit einem Aufwand von 770 Gulden eingefüllt,

Schon mehrere Jahre, ehe der Erdfall entstand, als noch Niemand wissen konnte, daß hier einmal ein solcher entstehen werde, soll man wahrgenommen haben, daß der Boden an dieser Stelle, wenn ein Wagen vorüberfuhr, gedröhnt habe, wie über einem Gewölbe.

Kein Bezirk unseres Landes hat so zahlreiche und theilweise so bedeutende bergmännische Versuchsarbeiten aufzuweisen, wie der unserige. Wir haben bei Niedernhall den tiefsten Schacht und bei Ingelfingen das tiefste Bohrloch des Landes, bei dem letzteren Ort eine erbohrte Mineralquelle, bei Niedernhall Stollen und Schachte auf Zinkblende und Bleiglanz, bei Weisbach und Kocherstetten Stollen auf Gyps, an mehreren Punkten Versuchsschachte auf Braunkohle, und, damit neben so viel Energie und Unternehmungsgeist der Schwindel nicht fehle, bei Döttingen zwei Bohrversuche auf Erdöl. Aber alle diese Versuche auf Steinsalz, Steinkohlen, Braunkohlen, Bleiglanz und Blende haben zu keinem befriedigenden Resultate geführt; sie sind alle längst eingestellt, ja sogar der Gyps, an dem es in dem Bezirke nicht fehlt, wird in neuerer Zeit theilweise aus dem benachbarten Keuper herbeigeführt.

Im Jahr 1781 war J. G. Glenk von Hall als Salinendirektor in Hohenlohische Dienste getreten. Er mag bald erkannt haben, daß es der Saline Weisbach, welche auf eine arme, nicht einmal in genügender Quantität vorhandene Soole angewiesen war, so ziemlich an allem fehlte, was zu einem erfolgreichen Salinenbetrieb gehörte, in erster Linie an gehaltreicher Soole und an billigem Brennmaterial.

Die Auffindung eines mineralischen Brennstoffes wäre für die Saline Weisbach vom größten Werthe gewesen. Schon bei dem Murrhardter Versuche im Jahr 1790 war Glenk auf schwefelkiesreiche Kohle gestoßen. Unter seiner Leitung bildete sich daher im Jahr 1794 eine Gesellschaft zur Auffindung von „Steinkohlen“ in den hohenlohischen Landen[1]. Es wurden auf

  1. Vergleiche Dr. Max Bauer, Über einige ältere Versuche auf Steinkohlen. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde 25. Jahrgang 1869 S. 204 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 024. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)