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nach Westernhausen hinzieht. Diese Linie, welche dem Laufe der Kupfer und der Sall parallel geht, bezeichnet die Richtung, nach welcher die Triasschichten des fränkischen Plateaus treppenförmig abgebrochen sind und von der Höhe von 500 m bis zum Neckar auf die Höhe von 150 m herabsinken.

Der Schacht von Niedernhall liegt auf der dortigen Verwerfungslinie. Alberti[1] spricht von einem Gang im rothen Sandstein, der mit dem Schachte angefahren und 150 Lachter nach Norden und 40 Lachter nach Süden ausgelängt wurde.

Der Gang soll Stunde 21/2 streichen und „die Ausfüllung, wo eine stattfindet, denn an vielen Orten ist derselbe ganz offen, besteht aus zähem rothem Letten, der in festen Thon übergeht.“ Die Vermuthung liegt nahe, daß dieser „Gang“ nichts anderes ist als eine durch den Bergbau angefahrene Kluft, welche der oben bezeichneten Verwerfung angehört, die aber N. 40° W. oder hora 91/2 und nicht hora 21/2 streicht[2].

Alberti wirft schon die Frage auf: „wie kommt nun diese Soole in den rothen Sandstein?“ und findet den Grund in der „Zerklüftung“ des Gebirges: „aus dem darüber liegenden gesalzenen Gyps sinkt die Soole, wie durch ein Filtrum, in dasselbe ein, daher außer den Soolquellen noch die Gesalzenheit des Gesteins, daher auch die geringe Nachhaltigkeit der Soole.“ Die Soole im Schacht, wie der ursprüngliche Salzbrunnen, stammen aus dem dortigen Anhydritgebirge, dessen verworfene und zerrissene Schichten von dem Wasser ausgelaugt wurden und theils in den Soolquellen zu Tage traten, theils in den Klüften der Verwerfung verfallen sind.

Zu den charakteristischen Erscheinungen des Kalkgebirges gehören die Erdfälle, welche in unserem Bezirke außerordentlich häufig sind. Sie sind nicht auf einzelne Gegenden beschränkt und kommen durch den ganzen Bezirk ebenso häufig auf dem rechten Ufer der Jagst und zwischen Jagst und Kocher, als zwischen dem Kocher und der südlichen Grenze des Bezirkes vor. In einzelnen dieser trichterförmigen Vertiefungen hat sich der Kanal am Grunde wieder geschlossen, das Wasser, das sich in

  1. Alberti, Die Gebirge Württembergs S. 233.
  2. Diese beiden Richtungen liegen symmetrisch zur Nordlinie. Es wäre daher bei der bekannten Einrichtung des bergmännischen Compasses denkbar, daß die Angabe bei Alberti auf einer Verwechslung beruhen würde.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_022.jpg&oldid=- (Version vom 13.6.2017)