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der Thurmspitze etwas zu kurz. Er ist mit Schiefer gedeckt und trägt zwei schöne Glocken, von denen die größere die Inschrift hat: Jhesus nazarenus rex judaeorum. bernhart lachamann gos mich 1490, die kleinere: s. laux. S. marx. S. mateus. S. johannes. bernhart lachamann 1493.

An der Südseite des Thurmes ist der Grabstein des Pfarrers Konr. Fuchs † 1633 erhalten. Derselbe hat die Inschrift:


Quisquis ad hos cineres vis nosse, quis hicce viator
Defunctus jaceat, percipe, qualis erat.
 
Ille ego Conradus dictus cognomine Vulpes
Qui cunctis notus religione fuit.

Quinto jam denis minus uno presbyter annis
Vixi bis demptis mensibus inde tribus.

Tandem cum quatuor uno denaque vitae
Lustra per egissem, stamina parca secat.
 
Sustulit hanc junii ... vicesimi terris
Angelicis inivisse et inesse choris.

Ein weiterer Grabstein erinnert an Pf. Joh. Gundermann v. Bütthard, geb. 1651 † 25. Juli 1711, Missionar zu Boxberg 7 Jahr, Pf. zu Hüngheim 9 J., zu Sindeldorf 17 J. Die Baulast der Kirche ruht auf der Pfarrgemeinde.

Der Kirche gegenüber an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen steht das einstockige, wohnliche Pfarrhaus, das 1830/31 von der Pfarrgemeinde erbaut wurde und von derselben zu unterhalten ist. Es hat eine freundliche sonnige Lage.

Das stattliche Schulhaus wurde 1841 neben der Kirche erbaut. Es enthält die Wohnung des Lehrers und ein Lehrzimmer und dient zugleich als Rathhaus. An der Schule unterrichtet ein Lehrer. Für die Mädchen besteht eine Arbeitsschule.

An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch eine Kelter mit drei Pressen, ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Durch den Ort führt die gute Vizinalstraße von Marlach nach Ingelfingen-Künzelsau und eine 1879 eröffnete Straße nach Ebersthal. Über den Sindelbach führt eine und über den Eifang zwei Brücken (zwei steinerne und eine hölzerne), welche die Gemeinde zu unterhalten hat.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Der Vermögensstand der Einwohner ist weniger günstig als in den Nachbargemeinden. Der vermöglichste Bürger besitzt 28 Morgen, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 2–3 Mrg. An Waldung besitzt der Einzelne durchschnittlich 1/4 Morgen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 829. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_829.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)