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Das schöne, stattliche Pfarrhaus liegt etwas höher als das Dorf an dessen südwestlichem Ende. Es wurde 1842 von der Gemeinde, welche auch die Baulast wie bei der Kirche hat, neu gebaut. Neben dem Pfarrhaus liegt der 1836 neu angelegte Gottesacker, doch befand sich schon seit 1751 ein Begräbnisplatz bei der Kirche.

Das Schulhaus steht unweit der Kirche. Dasselbe wurde 1872 solid aus Stein gebaut. Es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, sowie im untern Stock die Gelasse der Gemeindebehörden. Der Bau kostete 12.000 fl.

Sonst besitzt die Gemeinde noch ein Schafhaus, ein Armenhaus und ein Gefängnis.

Mit Trinkwasser ist der Ort genügend versehen. Das Wasser ist mittelgut, aber ohne Beigeschmack. Es sind 2 laufende und 5 Pumpbrunnen vorhanden. Die laufenden, Gemeindeeigenthum, werden durch eine Wasserleitung aus Quellen im Wald Hegenest gespeist. Auf der Markung fließen 2 Bäche, welche in die Jagst münden, der Lausenbach westlich vom Ort und der in heißen Sommern versiegende Märzenbach, der bei Alkertshausen OA. Gerabronn entspringt und nördlich vom Dorfe vorbeifließt (cfr. Märzengallen = Hungerbrunnen, periodisch fließende Quellen).

Ein kleiner Feuersee ist unweit des Ortes angelegt, ein weiterer See an der Straße nach Bartenstein ist jetzt zu Wiesen angelegt. Kalksteine werden im „Weilersthal“ gebrochen, Bausteine übrigens von außen bezogen. Erdfälle mit je einer Quelle befinden sich südlich vom Dorf im Wald Taubenhof und nördlich im Wald Saubühl.

Die Vermögensverhältnisse sind günstig. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 75 Mrg. Feld und 15 Mrg. Wald, der des Mittelmannes 30 Mrg., der der ärmeren Klasse 10–12 Mrg.

Die Hauptnahrungsquelle ist Feldbau und Viehzucht. An Gewerben finden sich nur die für die bäuerliche Bevölkerung nothwendigen. Es ist ein Schneider, ein Wagner und zwei Schmiede im Ort. Auch ist eine Schildwirthschaft und ein Kaufladen vorhanden.

Straßen führen nach Bartenstein, Mulfingen und Eberbach. 2 hölzerne Stege führen über den Märzenbach, welche die Gemeinde zu unterhalten hat. Die Stiftung besitzt ein Vermögen von 10.682 M. Die Zinse werden für kirchliche Zwecke benützt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 823. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_823.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)