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Dem Verkehre dient die Vizinalstraße von Altkrautheim über Unter-Ginsbach nach Meßbach und Stachenhausen. Über den Bach führen 3 steinerne und eine hölzerne Brücke, welche die Gemeinde zu unterhalten hat.

Das Klima ist in dem engen Thal sehr wechselnd. Neben heißen Sommertagen, in welchen die Hitze in dem Thale sehr stark wirkt, kommen kühle Nächte vor. Frühlingsfröste und Nebel sind nicht selten. Hagelschlag ist nicht gerade häufig: 1811, 1819, 1826, 30. Juni 1833, 19. Juli 1835, 19. Juli 1847 zugleich mit Wolkenbruch, dem am 10. August ein zweiter Wolkenbruch folgte, der während des Erntetanzes ein 12jähriges Mädchen verschlang. Auch am 30. Juni 1755 gieng ein Wolkenbruch nieder, welcher 10 Scheunen wegriß. (Pfarrchronik und Württ. Jahrb. 1869, 453.)

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht. Handwerke sind nur für den Ort thätig. Der Vermögensstand der Bürger ist gut. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 70 Morgen Äcker, 18 Morgen Wiesen, 4 Morgen Weinberge, 2 Morgen Baumgarten. Der Mittelmann besitzt davon die Hälfte, die ärmere Klasse ein Sechstel.

Auf auswärtigen Markungen haben die Ortsbürger ziemlich viel Grundbesitz, nämlich auf den Markungen Hohebach, Dörzbach, Unter-Ginsbach, Dörrenzimmern und Meßbach.

Im Dorfe befindet sich eine Schildwirthschaft, ein Kramladen und eine Mühle mit einem Gerbgang und zwei Mahlgängen.

Die Markung ist wohl abgerundet und mittelgroß, aber durch das tief eingeschnittene Ginsbachthal auf Thal, Hochebene und steile Berghänge vertheilt und der Feldbau deswegen mühsam; der Boden schwer, hitzig, steinig und nicht sehr tiefgründig.

Der Weinbau ist im Rückgang begriffen. Man rechnet 2800–2900 Stöcke auf den Morgen.

Die Obstzucht steht noch auf ihrem früheren Stand.

Die Gemeinde besitzt 120 Morgen Laubwald, aus welchem jährlich 3000 Wellen und 40 Raummeter Schälholz geschlagen werden, dessen Erlös der Gemeindekasse zufällt.

Neben einer sehr beschränkten Weide wird die Brach- und Stoppelweide benützt. Das Weiderecht hat die Gemeinde, welche von Pacht und Pferchnutzung 1650 Mark bezieht.

Von den Allmanden hat jeder Bürger 1/16 Morgen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 756. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_756.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)