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kamen im Spitzenhof als trichterförmige Einsenkungen auf den Fluren „vorderes Gewand“ und „Fuhrweg“ vor.

Über die kirchlichen Verhältnisse s. oben. Die Kinder von Eichelshof und Spitzenhof besuchen die Schule in Schönthal resp. Ernsbach. Die drei Höfe Schleierhof, Muthof und Büschelhof bilden zusammen eine Schulgemeinde. Das Schulhaus steht in Schleierhof, dasselbe wurde 1845 von der Gemeinde erbaut und hat eine freundliche Lage. Es enthält die Lehrerwohnung und das Lehrzimmer und ist zugleich Rathhaus. Auf demselben befindet sich ein kleines Thürmchen mit einer Glocke von König in Langenburg aus dem Jahr 1844. Ein Armenhaus ist in Spitzenhof, ein Schafhaus in Muthof, Schleierhof und Büschelhof, dasselbe wird zugleich als Armenhaus benützt. Jeder der Höfe bildet einen Armenverband und eine Theilgemeinde mit eigener Verwaltung.

Von der Sitte des Annottens bei Hochzeiten s. S. 127.

Der Vermögensstand ist gut und günstiger als in der Umgebung. Der vermöglichste Bauer hat 180 Morgen Feld, 22 Mrg. Wald, der Mittelmann 60 Mrg., 10 Mrg. Wald, der ärmere Mann 25 Mrg. Feld und 2 Mrg. Wald. Schleierhof, Muthof, Spitzenhof und Eichelshof haben viele Güterstücke auf den angrenzenden Markungen. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht.

Bei Schleierhof führt eine steinerne Brücke über den Mulfinger Bach, auf der Markung Eichelshof ein Steg über den Ölbach; die Unterhaltung beider ist Sache der Theilgemeinde.

Der Boden ist mittelfruchtbar. Der schwere Lehm- und Lettenboden ist durch gute Düngung verbessert, aber nicht tiefgründig. Nasse Wiesen mit saurem Futter finden sich auf allen Höfen. Für Verbesserung der Güter gehen einzelne Gutsbesitzer auf jedem Hof mit gutem Beispiel voran.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt. Das Futter ist zur Hälfte gut, zur Hälfte sauer.

Weinbau wird auf Büschelhof und Eichelshof getrieben. Die Weinberge bilden den obern Rand des Kocherthals. Der Weinbau hat stark abgenommen, in Muthof und Schleierhof ist er seit 20 Jahren eingegangen.

Waldung besitzt die Gemeinde nicht, sondern nur Private. Jeder Hof hat sein Weidrecht auf seiner Markung. Doch machen nur Muthof und Büschelhof davon Gebrauch. Beide

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 710. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_710.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)