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Alterthümer. Auf einen früheren altgermanischen Zufluchtsort weist der Name Fleiner oder Flener von flehnen, fränk. flüchten, bergen. Doch ist eine Spur eines Ringwalls noch nicht gefunden. Von dem Burgsitz der Herren von Mulfingen ist nur zu vermuthen, daß er hinter der Kirche auf der Höhe stand. In den älteren Akten der Pfarrei wird die Flur „zur alten Burg“ auch der Berg hinter der Kirche genannt, wenn nicht der Galgenberg jenseits der Jagst über der St. Annakapelle gemeint ist. Dort finden sich heute noch deutliche Mauerreste s. Jagstberg. Vom Material des Baues auf dem Galgenberg wurden Häuser in Mulfingen gebaut. Auf der Markung Mulfingen sind abgegangen Niedermulfingen und Roggelshausen, eigentlich Rakuntshausen, s. unten. In den ältesten Kirchenbüchern wird auch eine jetzt verschwundene Flur „Riemenstetten“ erwähnt, sicher ein früherer Ort. Eine Kapelle scheint in dem Thälchen des Märzenbachs gestanden zu haben, wo sich Käpelesäcker und Wiesen finden. Über die Sühnkreuze s. o. S. 133.

Von Flurnamen sind zu erwähnen das Kallenholz, alt Kolbenholz am Kallenberg gegen Ailringen, die Löschsteige und Löschebene, Frühsüpple, früher der Frühmesse gehörig, das Stutzfeld, der Lausenbach und Sazenberg.

Mulfingen, vielleicht wie Mulfingen OA. Gmünd ursprünglich Munolfingen vom Personennamen Munolf, wenn es nicht mit dem Maulachgau und der bei Heimhausen gelegenen Mühlebene in Verbindung zu bringen ist, war der Sitz eines edelfreien Geschlechts. Nach dem Aussterben desselben, dessen Erben, wenn nicht Nachkommen, die Herren von Krautheim gewesen sein dürften, war M. ein Bestandtheil der Herrschaft Krautheim. Wenigstens erklärt sich so allein die Beziehung der späteren Ministerialen v. Mulfingen zu Boppo von Eberstein, der Besitz der Schenken von Limpurg in Niedermulfingen und die Lehensrechte der Grafen von Hohenlohe an dem Kirchsatz und Zehnten zu Mulfingen. Die Grafen von Eberstein und Hohenlohe wie die Schenken von Limpurg besaßen Güter aus dem Erbe der Herren von Krautheim. Im 13. Jahrhundert erscheint ein Ministerialengeschlecht von Mulfingen, das bis ins 16. Jahrhundert blühte, s. unten. Neben denselben waren schon frühe die Herren von Gabelstein als hohenlohische Lehensleute (Reg. 1320), später die Herren von Lihenthal (Lichtel OA. Mergth.)

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 697. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_697.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2018)