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Von Verkehrswegen sind zu nennen die Kocherthalstraße und die Nachbarschaftsstraße nach Künzbach, eine steinerne Brücke über den Kocher mit Wappen der Herrn von Stetten v. 1596 und zwei kleinere über den Morsbach und die Etzlinsweiler Klinge.

Morsbach ist seit alten Zeiten Filial der Kirche von Künzelsau. In der Kirche werden die Casualien, während des Herbstes Sonntags Predigten, an der Kirchweih und am Hagelfeiertag 4. Juli doppelter Gottesdienst, an den Feiertagen Predigt mit folgender Katechese gehalten. Seit 1856 hat Morsbach einen hart neben der Kirche freundlich gelegenen und sauber gehaltenen Gottesacker. Außer der Schule, zu welcher die Freiherrn von Stetten äußeres Haus das Nominationsrecht haben, besitzt M. eine Industrieschule. Der erste Schulmeister war 1659 Hans J. Romig.

Der Nahrungsstand ist mittelmäßig. Der Höchstbesteuerte besitzt 50–60 Morgen, der mittlere Mann 20–30 und der geringe 1–2 Morgen. Der Wohlstand beginnt in neuerer Zeit sich etwas zu heben. Die Bürger besitzen auch auf den benachbarten Markungen Künzelsau, Künzbach und Kocherstetten Güter.

Die kleine, aber wohl abgerundete Markung hat mittelergiebigen, nicht tiefgründigen und kalkhaltigen Boden. Dinkel und Gerste gedeihen gut. Die Wiesen im Thal geben vielfach saures Futter. Die Zerstreuung der Güter im Thal, an den steilen Berghängen und auf der Höhe erschwert den Bau.

Der Weinbau ist bedeutend. Man hat besonders weißes Gewächs, Gutedel und Silvaner. Der Morsbacher Wein gehört zu den geschätzteren des Kocherthals. In den letzten 10 Jahren war der höchste Preis für den Eimer 138 M., der niederste 51 M. Die unteren Lagen gelten für die besten.

Die 151 M. Laubwald auf der Markung gehören den Gemeinderechtsbesitzern, welchen der Ertrag zufällt. Die Weiden, Brach- und Stoppelweide sammt Allmanden sind gut.

Die Rindviehzucht ist bei dem geringen Besitzstand der Einwohner an Grund und Boden beschränkt. Von Schafen (Rauhbastarde) laufen ca. 100 Mutterschafe auf der Markung.

In die altdeutsche Vorzeit weist zurück das Heidenschlößchen auf der Höhe über Morsbach, wo heute noch ein Graben von 60–65′ Durchmesser sichtbar ist. Das Mauerwerk ist spärlich. Von alten Sagen ist nicht viel vorhanden. Die Leute sagen, Morsbach sei eine Stadt gewesen, und berufen sich auf die Flur

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 686. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_686.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)