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Die Landwirthschaft wird auf der verhältnismäßig kleinen Markung gut gepflegt. Der Boden ist mittelfruchtbar, im Thal sandig, theilweise tiefgründig, theilweise schwer. Nasse Wiesen finden sich nur an den Bergabhängen.

Der Weinbau ist mittelmäßig, die Obstzucht aber im Zunehmen.

Die Weiden, nur Brach- und Stoppelweiden, sind an fremde Schäfer für 500 M. verpachtet, welche nebst der Pferchnutzung von 300 M. der Gemeindekasse zufallen. Die Allmanden werden vom Schäfer benützt. Die Gemeinde vertheilt ihre Wiesen an die Bürger je auf 3 Jahre. Die Pachtschäfer halten im Sommer 100, im Winter 200 Rauhbastarde.


Alterthümer. Es geht die Sage, Altdorf sei der Rest des früheren Dorfes, das sich nach dem Brand 1646 weiter unten am Sindelbach angesiedelt habe, was aber unhistorisch ist, da Altdorf und Marlach schon mehrere Jahrhunderte früher abgesondert bestanden. An abgegangene Siedelungen erinnert aber die „alte Gasse“ und „alte Mühle“ zwischen Marlach und Altdorf. Die alte Burg der Herren von Marlach stand wohl auf der Flur „Zieburg“ hinter dem Dorf gegen Westernhausen beim Aulein, obgleich keine Spur von Gemäuer vorhanden ist. Im äußern Thal findet sich die Flur Kalkofen. An frühere Grundbesitzer erinnern die Flurnamen Angelloch (s. Aschhausen) Wolfskehle, Dumigwald (s. Rossach, Tuming v. Roßriet.


Marlach, alt Marloch, Marlohe, vom Volk gesprochen Marle und Morle, auf der einen Glocke Morlingen geschrieben der Wald am Sumpf, erscheint schon frühe unter den fuldaischen Schenkungen im Jagstgau, ohne daß sich die Zeit bestimmen ließe. 1108 saß zu Marlach ein edelfreies Geschlecht, das die Herren von Schweinberg-Bocksberg und dann die Herren v. Krautheim Bocksberg beerbt haben dürfen, die in Marlach Vasallen sitzen hatten. Die später auftretenden Herren von Marlach sind ein Seitenzweig der Herren von Berlichingen. Oberlehensherr für den Zehnten war Würzburg, das denselben an Friedrich Schenk von Limpurg verliehen hatte. Ein Überrest des alten Besitzes der Herren von Schweinberg, der Verwandten der Grafen von Wertheim, ist das Patronat, das heute noch den Fürsten von Löwenstein-Wertheim zusteht. Nach Pfaff wäre Marlach als heimgefallenes Lehen an Mainz gekommen. Es ist aber

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 669. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_669.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)