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erweiterten Gottesacker. Sie wurde 1646 den 1. September von den Schweden unter Königsmark verbrannt s. unten. 1648 fing man an die eingeäscherte Kirche wieder zu bauen, 1655 wurde der Thurm gebaut. Offenbar war der Bau nach dem Brand nur nothdürftig ausgeführt, denn 100 Jahre später war ein Neubau nöthig. Nach langem Prozeß zwischen dem Pfarrer Metzger und dem Kloster Schönthal wurde das Kloster verurtheilt, am Kirchbau vier Fünftel zu leisten und der Pfarrer ein Fünftel. Er wurde 1756/57 vollendet, die Kirche am 9. September 1777 von Weihbischof Dan. Ant. von Gebsattel consecrirt. Das Innere der Kirche ist überaus freundlich durch die in gothischem Stil von Benz in Gmünd hergestellten drei Altäre und die schöne Kanzel in gleichem Stil. Der Chor war in der früheren Kirche in dem untern Theil des Thurmes. Um Raum zu gewinnen, wurde der Thurm beim Neubau durchbrochen und ein Chor angebaut, so daß jetzt der Thurm zwischen Chor und Schiff steht. Vor dem Hochaltar befindet sich der Grabstein des Pfarrers Dekan G. Dav. Metzger, mit abgetretener unlesbarer Schrift. Die Kirchenstühle im Schiff sind hübsch geschnitzt. Am Kirchthurm ist der Grabstein einer Maria Dosler aus dem 17. Jahrhundert eingemauert.

Am Chor ist der sauber gearbeitete Grabstein des ehemaligen Pfarrers Jodocus mit der Inschrift: Anno 1636 Bernhard Jodoc. Turbabar, sed nunquam perturbabar ...... recordabor. O Christe, qui mortem nostram m. d. et v. i. r. reparasti, psallo tibi in conspectu angelorum. Dazu kommen die Bilder der Auferstehung, des Lammes, aus dessen Brust Blut in den Kelch fließt und das Buch des Lebens mit dem Schlüssel. Der Verstorbene kniet in ritterlichem Habit (da er das Pfarramt niedergelegt hatte). In der obern Ecke steht das würzb. und mainzer Wappen, in der Mitte ein Steinmetzzeichen.

Aus dem mit Schiefer gedeckten achtseitig zugespitzten Thurm hängen 3 Glocken. Die große Glocke hat die Inschrift:

Dir, o allerheilichste Dreifaltigkeit,
Bis in ewigkeit sei gedanket.
Beschirm noch ferner dein Gemeinde
Für Hunger, Pest und allem Feinde.
Auch du, o hl. George,
Walt über uns mit deiner Sorge.

Jn DVstrIa et eXpensIs pLebIs MarLaCensIs. Nikolaus und Alexander Arnoldt haben mich gegossen 1720. Die mittlere:

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 667. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_667.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)