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Stift Öhringen geschenkt, das es nun auch bis zur Reformation hatte. Der Verband mit Belsenberg wurde wahrscheinlich um 1346 gelöst und zur Hebung der Pfarrkirche 1346 26. Apr. von Avignon aus ein reicher Ablaß erworben, welchen Bischof Albrecht von Würzburg noch vermehrte, Wib. 2, 89. 4, 100. 1335 wurde eine Frühmesse gestiftet, welche 1336 von B. Otto v. Würzburg bestätigt wurde, und die 1420, 1446 und 1476 Güter erwarb. Neben dem Frühmesser war noch ein weiterer Kaplan wahrscheinlich am Zwölfbotenaltar angestellt, cf. W. F. 6, 204. 208. Vierteljahrshefte 1869, 283. Zur Erhöhung des Ansehens der Kirche trugen nicht nur die Kapitelsversammlungen, sondern auch die 1514 von Rothgerbern in Künzelsau, Niedernhall und Krautheim gegründete Crispinusbruderschaft, Wib. 3, 278 und eine 1500 erwähnte St. Wendelsbrüderschaft bei W. F 6, 210.

In der Reformationszeit gab es jedoch nur einen Geistlichen. Die Reformation begann Matthäus Chyträus oder Kochhaf, der auf Brenz’ Empfehlung hin 1525 nach Ingelfingen kam, aber von dem Keller Theobald Eisenmenger wegen seiner evangelischen Predigt thätlich bedroht wurde und 1530 die Pfarrei aufgab. Der alte Gottesdienst kehrte wieder. Noch 1545 (?) hielt das Kapitel seine letzte Versammlung in Ingelfingen. (Bisch. Arch. in Würzburg). Durchgeführt wurde die Reformation erst 1556. In späterer Zeit war der erste Geistliche Ingelfingens Superintendent. Neben ihm stand ein Vesperprediger oder Mitpfarrer. 1783 wurde ein zweites Diakonat errichtet; der Diakonus hatte zugleich die lateinische Schule zu versehen. 1808 wurde die Vesperpredigerstelle aufgehoben, dagegen wurde 1806 mit der Stadtpfarrstelle das kgl. Dekanat für den neugeschaffenen Oberamtsbezirk verbunden, 1824 aber (am 31. Dez.) das Dekanat nach Künzelsau verlegt. Das Diakonat ist seit 1873 nicht mehr besetzt, so daß dem Bezirk eine niedere humanistische Lehranstalt fehlt.


Pfarrer vor der Reformation: Marquard 1293. 1311, W. F. 9, 80 Wib. 1, 155. 2, 183. Con. Wegele 1420, W. F. 10, 179. Mathes N. ca. 1475 Viertelj. ca. 1879, 73. Engelhard Glück 1484. 1489, Viertelj. ib. 75. 1500 Hans. II, 109. Alex. Sickinger 1511, Wib. 1, 155, 179. Fr. Burkhart in Marlach, vorher Dekan des Kapitels Ingelfingen 1520, Wib. 1, 155. Heinrich Ziegler 1520–26.

Frühmesser und Kapläne: Joh. Sigel 1415, Wib. 1, 115. Michel 1462 Amorb. Kopialb. Pet. Weißbach 1485, Wib. 1, 155. 3,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 607. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_607.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)