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Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen. Der Forellenbach nimmt, ehe er das Dorf berührt, den Eschenthaler, Bachensteiner und Rüblinger Bach auf und auf dem rechten Kocherufer mündet unweit der Brücke der Jungholzhäuser Bach in den Kocher. Der letztere tritt öfters über die Ufer, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten. Trinkwasser liefern 2 laufende und 7 Pumpbrunnen. Die Hauptstraße, welche gut erhalten ist, hatte früher eine besondere Zierde an 13 alten großen Lindenbäumen, welche vielleicht als Erinnerung an den Ort des Centgerichts längs der Straße und des Baches standen, aber vor 60 Jahre abgehauen wurden und jetzt durch 13 Pappeln ersetzt sind.

Auf dem rechten Bachufer am südöstlichen Ende des Dorfes steht die kleine sauber gehaltene Kirche zum hl. Martin, (Hammers Mater.), mit Ziegeln bedeckt. Dieselbe hat nichts Alterthümliches. Der Chor unterhalb des Thurms ist durch den Einbau der Orgel etwas gedrückt, die Empore im Schiff der Kirche mit Kreidezeichnungen von biblischen Personen geschmückt, von denen einzelne gut und charaktervoll, andere weniger gelungen sind. Am Taufstein findet sich die Inschrift: Unter diesem Taufstein ruhen 4 Brüder und ein Schwesterlein 1684. Johan Christoph Assum. (Amtmann in D.) Über dem Eingang zur Empore steht die Inschrift: 16. ren. 1599. ovirt 29., wornach es scheint, daß die Empore 1599 gebaut und 1629 renovirt wurde. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1784. Im Jahr 1722 wurde die Kirche einer Restauration unterzogen, worauf die Zahl 1722 über dem westlichen Eingang hindeutet. Die Sakristei ist ein unbedeutender Fachwerk-Anbau. Auf der Südseite der Kirche führte früher eine Wendeltreppe zum fürstlichen Stuhl.

Auf dem Thurme befinden sich drei Glocken, von denen die größte die Inschrift trägt: Lobet ihr Völker unsern Gott, lasset seinen Ruhm weit erschallen. Ps. 66. und den schwerfälligen Hexameter

Jann. Petri Hysonis praefectus anxia cura
Me fundi voluit tempore pacifico. anno 1650.

Die mittlere hat nur die Inschrift:

anno domini 1482 jar.

Die kleine ebenso: anno domini 1482 jar.

Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_509.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2018)