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Ende der Markung gegen Westen ist der Endbrunnen, ein Rest des abgegangenen Endbergs. Der Diebach oder, wie das Volk spricht, die Diebach, entspringt in einer Quelle in den Jobenwiesen. Es sind zwei öffentliche Schöpfbrunnen und mehrere Privatpumpbrunnen vorhanden.

Am äußersten Ende des Dorfes im Südosten steht die Kapelle zum heil. Joseph, 1717 von Abt Benedikt von Schönthal, der die Hälfte der Baukosten gab, aber die Gemeinde zur Unterhaltung verpflichtete, im Renaissancestil, wie er in Schönthal vielfach angewandt ist, einfach aber freundlich gebaut. Über der Kirchthüre ist das Standbild des heil. Bernhard. Die Altäre sind im Zopfstil gehalten. Das Innere der Kirche ist schmucklos, aber hell, das Schiff flach eingedeckt und mit Ziegeldach versehen.

Der mit Schiefer gedeckte Thurm endet in einer kleinen Kuppel, die oben in einer noch kleineren Kuppel auf sechs schlanken Säulchen abschließt mit einem eisernen Kreuze. Auf dem Thürmchen hängen zwei Glocken, die größere mit der Inschrift: St. Michael. Umgegossen v. J. G. König in Langenburg für die Gemeinde Diebach 1840. Die kleinere hat die Inschrift: M. S. Bernardo consecrabat F. B. A. S. (fr. Benedictus Abbas Schönthalensis) 1700. Im Jahr 1714 wurde der Grundstein zur Kirche gelegt, am 30. November 1717 wurde sie von dem Vizedekan des Kapitels Krantheim, Joh. Adam Hebenstreit, eingeweiht. Der Gottesacker um die Kirche her wurde schon 1790 angelegt, es konnte aber erst 1811 die Genehmigung zu seiner Benützung ausgewirkt werden.

Abt Maurus Schreiner von Schönthal beabsichtigte, an der Stelle des heutigen Schulhauses ein Pfarrhaus zu bauen und für Diebach eine eigene Pfarrei zu errichten. Er hatte schon den Bauplatz bestimmt und Baumaterial hergerichtet, verlangte aber von jedem Ortsbürger zur Fundation 100 fl. und die Frohnen, worauf die Bürger nicht eingiengen, weil es ihre Kraft übersteige und das Dorf in Armut brächte (Pfarrakten).

Das Schulhaus, 1 km von der Kirche freundlich gelegen mit hübschem Blick auf das Dorf, wurde 1839 von der Gemeinde erbaut und ist von derselben zu unterhalten. Es enthält das Rathszimmer, das Schulzimmer und die Lehrerwohnung. An der Schule unterrichtet ein Lehrer. Für die Mädchen besteht eine Arbeitsschule.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_470.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)