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Ad unam enim portam Eucharius (erster Bischof von Trier) sacerdos observat, ad aliam Maximinus excubat, in medio versatur Nicetius; nihil hic ultra praevalere possumus, nisi sinamus hanc urbem eorum tuitioni. Haec voce audita, statim morbus quievit, nullusque ab eo ultra defunctus est (Patrum XVII 4). Aus dem Ultenthale bei Meran berichtet v. Alpenburg 301 eine ganz ähnliche Klage. Dort war an der Laugenspitze ein Sitz der Wetterhexen, von denen einst eine klagte: „Ach, hinter mir die heilige Maria von Sennal, vor mir der heilige Ritter Hippolitus auf Naraun, zur Seite der heilige Blutzeuge Pankrazius! Da soll der Teufel sein Wetter selber machen, wir vermögens nicht!“ Die Hexen sind freilich nicht mehr die Dämonen selbst, aber doch die ergebensten, verschriebenen Dienerinnen derselben. Wenn manche Zusammenstellungen dieses Kapitels weniger treffend erscheinen, so wird dieser Mangel, wie mir scheint, ausgeglichen durch den vorliegenden Fall, der bei der auffallenden Ähnlichkeit des ganzen Tones der Erzählung den Gedanken an eine Entlehnung nahe legt, wenn eine solche nicht zu unwahrscheinlich wäre. Ähnliches teilt Laisnel de la Salle I 262 aus dem Berry mit. Zwei entsetzliche Hagelschauer näherten sich der Gemeinde Thevet. Une voix sortie des profondeurs du dernier des nuages fit entendre ces paroles : Nous arrivons !… Avance ! Avance !… Pas possible, Martin (die Glocke der Kirche) parle ! répondit une autre voix qui partait du nuage le plus avancé. Darauf wenden sie sich links nach der Pfarrei St. Julien und verheeren alles. Man hatte übrigens die Stimmen erkannt. Es waren zwei Zauberer, Vater und Sohn, die noch im Laufe des Jahres elend umkamen.

Venantius (bei Tours wohnend) alia nocte regressus ab oratorio, invenit cellulam suam plenam daemoniis, dixitque eis: Unde venitis? A Roma, aiunt, hesterna die egressi, ad hunc locum accessimus. Quibus ille: Abscedite, inquit… Haec eo dicente, sicut fumus evanuerunt (Patrum XVI 3). Sehr beachtenswert sind die Ansichten, welche über das Verhältnis der Dämonen und der Heiligen zu Raum und Zeit in Umlauf waren. Wie germanische Götter müssen sie persönlich anwesend sein um zu nützen oder zu schaden. Gregor jammert in allem Ernste, als die Besessenen vor der Basilika ihm eines Tages zuriefen, der h. Martin sei nicht zugegen, er wirke Wunder in Rom (Martini II 25). Die Schnelligkeit ihrer Fahrten ist offenbar hergenommen von einer gewissen Beobachtung der Bewegungen der Luft, also von Windgöttern auf Heilige und Dämonen übertragen worden.

Die Erzählung von den Dämonen, welche einen Einsiedler mit Steinen werfen (v. Patrum I 1), scheint mir ein Nachklang solcher Sagen zu sein, nach welchen Riesen oder Hexen Unwetter erregen (Meyer Myth. 135 f.) und dadurch Bergstürze, Runsen, Steinregen und ähnliche schädliche Ereignisse veranlassen (v. Alpenburg 300). Nicht selten begegnet man in den Hexensagen der Anschauung, daß man der Zauberin indirekt körperlich schaden kann, indem man andere Dinge besonders Tiere schädigt. So legte nach v. Alpenburg 300 die Frau eines Zimmermanns die Ohren und Schwänze von gefallenen Lämmern aufs Feuer. Gleichzeitig empfand die schuldige Hexe den Schmerz und jammerte, sie müsse verbrennen, wenn das, was in der Küche auf dem Feuer stehe nicht weggenommen werde. (Vgl. Laisnel de la Salle I 291.) In einem gewissen wenn auch entfernten Zusammenhange damit steht die Meinung, daß jemand sterben muß wenn sein Lebensbaum stirbt (Mannhardt F. W. K. I 49 ff.). Wie Bäume so bedeuten bekanntlich