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wieder (Mart. 36). Die Heiligen beherrschen auch die Gewässer und gebieten ihnen, die Menschen, die sie anrufen, zu verschonen oder zu begünstigen. Die bösen Geister haben gleichfalls Gewalt über dieselben, aber unterliegen, wenn jene angerufen werden. Zu Ostern wollte eine Fähre bei Tours über die Loire setzen, um Wallfahrer nach der Zelle des h. Martin zu bringen. Da entsteht plötzlich temptatoris inpulsu ein Windstoß und das Fahrzeug schlägt um. Hilfeflehend wenden sich alle an St. Martin und sie gelangten sämtlich ans Ufer (Martini I 2). Ähnlich rettet Romanus bei Blaye an der Gironde die Seefahrer sobald sie seine Basilika aus der Mitte des Stromes erblickt haben, wie Gregor persönlich erfuhr. Ein Kaufmann aus Trier erzählte der Äbtissin Agnes aus Poitiers, er sei im Salzhandel mit einem Schiffe in Metz gewesen und habe an der Moselbrücke Abends sich schlafen gelegt in seinem Kahn mit den Worten „Domne Martine, me et puricellos quos habeo et navicellam meam tibi conmendo.“ Am anderen Morgen sei er in Trier erwacht, weder die hochgehenden Fluten noch die Klippen der felsigen Ufer hätten seinem Fahrzeuge geschadet, das führerlos flußabwärts fuhr (Martini IV 29). In Trier erlebte der h. Nicetius folgendes: Dum Mosellam fluvium navigio transnataret, inter pilas pontis fluctuum actus inpulsu, palmis tantum pilae adhaesit, pede contenens navem, et sic ab intuentibus jam ad dimersionem paratus erutus est, quod non sine temptatoris insidia haec pertulisse ferebat (Patrum XVII 3). In der Indre hatte der h. Ursus eine Mühle gebaut, indem er das Wasser durch Steinschleusen zurückhielt. Ein Gothe Silarius, dem die Mühle gefiel, wollte sie kaufen und baute, als er abgewiesen wurde, flußabwärts neue Schleusen, die den Betrieb des höher gelegenen Werkes störten. Der Abt betete zwei Tage und zwei Nächte ununterbrochen; am dritten Tage war die ganze Anlage des Gothen spurlos von den Fluten verschlungen (Patrum XVIII 2). Die Entstehung dieser Sagen ist klar genug. Flüsse und Seen waren ursprünglich von Gottheiten bewohnt, bei den Kelten sowohl wie bei Germanen und anderen Stämmen. Eine bekannte Stelle darüber findet sich im Leben des h. Hilarius: Mons enim erat in Gabalitano territurio cognomento Helarius (montagnes d’Aubrac, Longnon 529) lacum habens magnum. Ad quem certo tempore multitudo rusticorum, quasi libamina lacui illi exhibens, lenteamina projeciebat ac pannos, qui ad usum vestimenti virili praebentur; nonnulli lanae vellera, plurimi etiam formas casei ac cerae vel panis diversasque species, unusquisque juxta vires suas, quae dinumerare perlongum puto. Veniebant autem cum plaustris potum cibumque deferentes, mactantes animalia et per triduum aepulantes. Quarta autem die cum discendere deberent, anticipabat eos tempestas [immensa] cum tonitruo et corruscatione valida; et in tantam imber ingens cum lapidibus violentiam discendebat, ut vix se quisque eorum putaret evadere. Sic fiebat per singulos annos, et involvebatur insipiens populus in errore (Conf. 2). Der Bischof predigt den Leuten und mahnt sie von diesem Götzendienst abzulassen „Nulla est enim religio in stagnum“. Es wird dort eine Basilika gebaut und die Gaben dieser dargebracht. Der Sturm hörte von da ab auf und störte die christliche Feier nicht mehr. – Ein Bauer muß ganz früh um Holz zu holen über eine Schiffbrücke fahren. Zufällig hatte ein Geistlicher bei ihm die Nacht zugebracht und sein Brod geweiht. Mitten auf der Brücke hört er plötzlich eine Stimme: Merge, merge, ne moreris.“ Cui respondit vox alia, ait: Sine tua enim admonitione quae proclamas fecissem, si res sacra meis conatibus non obstaret. Nam scias, eum euglogiis sacerdotis esse munitum, ideo ei nocere non possum. At ille voces audiens et personam