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Was Prälat und Ritter seit Jahrhunderten eingebüßt, das gewannen die Städte.

Auch den teutschen Städten, wie vielen, wie herrlichen im schönen Rheinthal! auch ihnen lächelte Merkur, wie einst den keltischen und römischen. Ihre Schätze häuften sich, aber verblendet dadurch vergaßen sie ihrer Brüder – des Landvolks, welches im Joche der Knechtschaft schmachtete. Der Böse verschloß ihr Herz – der wimmernde Klagelaut des Armen, er erscholl vergeblich. Da drückte die Verzweiflung dem Verlassenen das Schwert, die Brandfackel in die Faust – und durch ganz Teutschland wälzte sich eine schwere, schwarze, verderbenschwangere Wolke des Aufruhrs!

Wo am Rheine ist ein Gau, dessen Bewohner dir nicht zu erzählen weiß von den Gräueln des Bauernkriegs? Da und dort zeigt man die Trümmer noch von einst stolzen Burgen, welche durch die Faust der Empörung in Schutt und Asche versunken. Und noch traurigere Stellen – wo der arme Besiegte seine Verzweiflung büßte unter dem Henkerschwert.

Und die Frucht dieses Sieges – war es eine bessere, friedlichere Zeit? Der Böse grinzte höhnisch über den Schauplatz des Menschentreibens hin, und unsere schöne Heimath ward ein Tummelplaz räuberischen, mordbrennerischen Gesindels. Der obdachlose Zigeuner, der gardende Landsknecht, der fahrende Adept, der hausirende Krämer, alle im Dienste des Bösen, und ausgerüstet mit höllischen Kräften und Künsten, trieben da ihr heillos Spiel.

Noch mehr aber übte Satan seine Tücke. Zu Mädchen und Frauen schlich er und lockte die Bethörten in seinen Bund. Da, bei stürmischen Nächten, auf Besen reitend, mit gelöstem Haar und Gewand, flogen sie hinauf, wo die Orgie ras’te – nach des Blocksbergs qualmender Kuppe! Und gesättigt alsdann von diabolischen Genüssen, kehrten sie heim, um den

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite XXXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_p_031.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2018)