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Gern nehmen sie Theil an dem ländlichen Mahl,

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Da schlürfen sie zierlich die Milch aus der Schal’.


Das Heu in der Scheune, so duftig und weich,
Das ist ihres Königes Sitz und Bereich.

Das Haupt ihm ein goldenes Krönchen umkränzt,
Mit Perl’ und Demant und Karfunkel durchglänzt.

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Er wird als Beschützer des Gutes verehrt,

Darin sich die Fülle des Segens vermehrt;

Als hätt’ er’s umzogen mit magischem Bann,
Daß keinerlei Mißgeschick treffen es kann;

Nicht Krankheit noch Seuchen bedrängen es je,

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Kein Sturm und Gewitter, kein Hagel und Schnee.


Die Schlangen sie bringen nur Glück in das Haus,
All’ anderen Gütern blüht dieses voraus. –

Als aber der biedere Bauer verstarb,
Ein Anderer käuflich das Hofgut erwarb.

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Der war gar ein falscher und geiziger Mann

Und gegen die Schlangen ein wahrer Tyrann.

Ab hieb er dem König das glitzernde Haupt,
Das goldene Krönchen er gierig ihm raubt.

Dann jagt er die Schlangen aus Hof und aus Haus,

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Aus Keller und Küchen und Feldern hinaus.


Doch freut er nicht lange des Segens sich mehr,
Der drinnen gewaltet – er büßet es schwer!

Denn Alles verdirbt ihm, als wär’ es verflucht:
Die Heerden, die Gärten, die Wiesen, die Frucht.

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Das stattliche Haus, es geräth in Zerfall

Von der Fluth des Gebirgs unterwühlendem Schwall.

Und als er einst Nachts, wie seit lange ja schon,
Sich wälzt auf dem Lager, vom Schlummer geflohn;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_475.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)